Unvergessen

Hamburgs Museen beschäftigen sich momentan ausführlich mit jüdischer Kulturgeschichte. Eine Ausstellung im Rathaus erweitert dieses Spektrum um das eher unbekannte Kapitel jüdischer Heilpädagogik und Wohlfahrtspflege. Im kulturell-religiösen Erbe des Judentums erwächst aus dem mosaischen Liebesgebot die „Pflicht zur Wohltätigkeit im Sinne ausgleichender Gerechtigkeit“, hebräisch als Zedaka bezeichnet. In dieser Form solidarischen Umgangs gilt einen einzelnen zu retten, als ebenso wichtig, wie die ganze Welt zu bewahren. Im 19. Jahrhundert institutionalisierte sich die Wohlfahrtspflege in vielen Einrichtungen, deren Arbeit noch heute als vorbildlich für reformpädagogische Vorstellungen gilt. Als Hamburger Beispiele sind neben der Talmud-Tora Schule im Grindelviertel der Kinderhort in der Johnsallee 54, das Knabenwaisenhaus am Papendamm 3 und das Paulinenstift für Mädchen am Laufgraben 37 vertreten. Die Ausstellung Verloren und Un-Vergessen hat ein gegenwartsbezogenes Anliegen: Sie verweist auf die Verluste, die eine Gesellschaft ermöglicht und erfährt, die Minderheiten ausschließt.

Thomas Schulze

bis 13. Juli, Rathausdiele