Betreuung von Schulkindern – „nebulös“

■ Auch SPD-Sozialexpertin Steinhöfel kritisiert Unklarheiten im Konzept „Hort an die Schule“

Selten sind sich Opposition und KoalitionsvertreterInnen so einig wie am vergangenen Dienstag in der gemeinsamen Sitzung von Sozial- und Bildungsdeputation. „Wahnsinnig nebulös“ sei das gewesen, was die beiden SPD-Senatorinnen zum Thema der nachschulischen Betreuung von Kindern vorgelegt hätten, findet die SPD-Politikerin Elke Steinhöfel: „Alle haben das kritisiert“. Immerhin steht in der Koalitionsvereinbarung für die Periode 1995-1999, daß die Angebote in der Schule und im Sozialbereich koordiniert werden sollten. „Bis zum Beginn des Schuljahres 2000/2001“ sollte die Kooperation, die schon 1996 vereinbart worden war, umgesetzt werden, wollten die Senatorinnen beschließen lassen. Die Deputierten verschärften das auf „möglichst bis 1999/2000“.

Wie die „Tagesbetreuung von Schulkindern in gemeinsamer Verantwortung des Bildungs- und Sozialbereichs“ stattfinden soll, das steht in dem Bericht unter dieser Überschrift nicht. Nur eines ist da klar geregelt: „Keine zusätzlichen Kosten“ dürfen entstehen. Aber wie sollen die Schulen das schaffen ohne mehr Mittel? Die Erklärung des Bildungsstaatsrates Zietz, Lösungen müßten „von unten“ gesucht und gefunden werden, hält Steinhöfel für einen Abschied von der Politik.

Etwas drastischer sagt dasselbe die jugendpolitische Sprecherin der Grünen, Maria Spieker. Ohne konzeptionelle und finanzielle Vorgaben sei dies „eine Verschaukelung der Eltern“, findet sie.

Ohne weitere Begründung ist der Zeitrahmen der verbindlichen Betreuung, der einmal auf die Stunden von 8-13 Uhr geplant war, auf 8-12 Uhr verkürzt worden. „Das ist zum Totlachen. Da kann ja keine Frau arbeiten gehen“, empört sich auch Steinhöfel.

Die zuständige Referentin im Bildungsressort, Christel Hempe-Wankerl, verweist auf den Unterschied zwischen der flächendeckenden Einführung der „vollen Halbtagsschule“, also der schulischen Betreuung von 8-12 Uhr durch Lehrkräfte, und der „verläßlichen Grundschule“, also einer Betreuung auch durch Sozialarbeiter an der Schule in dieser Zeit. Da gebe es inzwischen verschiedene Erfahrungen, auch durch die Verlagerung von Hort-Angeboten an Schulen. Für 80 Prozent der Grundschulen sei dies das Modell, das in den nächsten Jahren umgesetzt werden soll – unter den gegebenen Finanzbedingungen. K.W.