„Es ist eine Art Schicksal“

■ Gespräch mit Kroatiens Verteidiger Slaven Bilić zum WM-Viertelfinale gegen Deutschland am kommenden Samstag in Lyon

taz: Der 1:0-Sieg gegen Rumänien ist wohl kein Thema mehr, jetzt, da es gegen Deutschland geht?

Slaven Bilić: Unser Erfolg gegen die Rumänen hat schon Bedeutung. Unter den besten acht der Welt zu sein, das ist phantastisch. Wir gehören jetzt zum Jet- set des Fußballs.

Aber gegen Deutschland Revanche zu nehmen für das 1:2 bei der EM 96, war der innigste Wunsch der Kroaten?

Bei einer Weltmeisterschaft kann man sich nichts wünschen. Aber keiner von uns hat etwas dagegen hat, daß es so gekommen ist. Das Wort Revanche gefällt mir allerdings nicht.

Den meisten Ihrer Kollegen schon, und Trainer Blazević diktiert den kroatischen Reportern das Wort Revanche geradezu mit Lust.

Natürlich würden wir unser Blut geben für den Sieg. So reden wir in Kroatien eben, das darf man aber nicht als eine Art Kriegserklärung nehmen. Ein Spiel wie das vor zwei Jahren in Manchester kann man nicht vergessen.

Was macht Sie sicher, daß Kroatiens Fußballer in Lyon nicht die Fehler von Manchester ein zweites Mal machen werden?

Diesmal wissen wir, daß wir die Deutschen schlagen können, und wir glauben es auch. Natürlich haben wir Respekt, aber imponiert hat mir die deutsche Mannschaft bei dieser WM wirklich nicht.

Wo sehen Sie Ihre Vorteile?

Beide Teams haben eine hervorragende Abwehr und einen guten Angriff. Aber wir haben eindeutig das bessere Mittelfeld mit mehr Individualisten.

Wenn Sie das Wort Revanche nicht mögen, was bedeutet dann das Spiel gegen Deutschland?

Die Kroaten bewundern die Deutschen, sie im Fußball zu schlagen wäre ein Zeichen, daß man auf dem rechten Weg ist. Das Spiel gegen Deutschland, es ist... es ist eine Art Schicksal. Ja, nennen wir es Schicksal. Interview: Ralf Mittmann