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Stille Tage mit Berti„Paß auf, Schatzi“

■ Die Eheleute Michaela und Andreas Möller haben Probleme mit der Sündenbock-Rolle

Eigentlich ist diese Fußball-WM nun ja schon so gut wie vorbei. Fast alle sind schon abgehauen. Selbst die Engländer, Gott schütze den Eurostar, sind wieder sicher auf ihrer Insel. Und Michaela Möller (28) ist bekanntlich auch abgereist. Unter Experten ist es umstritten, ob es gut war, daß sie ihren Ehemann letztlich nicht überreden konnte, auch gleich mit nach Hause zu kommen. „Paß auf, Schatzi“, hatte Andreas Möller seine Frau sagen hören: „Am liebsten würde ich dich mitnehmen.“ Das hat A. Möller gestern vom Podium der Turnhalle von Nizza aus selbst aller Welt erzählt. Auch daß er selbst daraufhin geantwortet hatte, das „wäre schon gut im Moment“.

Was M. Möllers Abreise betrifft, so war sie, sagt A. Möller, als Augen- und Ohrenzeugin in Montpellier tatsächlich „über die Art und Weise deprimiert, wie der Trainer ständig Anweisungen gegeben hat“. Immer und ausschließlich an den eingewechselten A. Möller nämlich richteten sich die Worte, die aber keinesfalls „wüste Beschimpfungen“ gewesen sein sollen, wie das die Bild-Zeitung gestern recherchiert zu haben glaubte.

A. Möller ist jedenfalls nach allgemeiner Einschätzung nach dem Mexiko-Spiel „erledigt“ (Paul Breitner). Nicht ganz so erledigt wie Breitner, vermutlich, aber zumindest schon mal bis übermorgen.

Es ist nicht mit absoluter Sicherheit zu sagen, ob A. Möller tatsächlich viel schlechter als sonst spielt – auch von ihm selbst nicht. Sicher ist, daß er angreifbar ist. Erstens sowieso, zweitens durch Insistieren auf seine kreativen Qualitäten, in einer Situation, in der der Trainer und die meisten Kollegen hauptsächlich Flanken und Tugenden einklagen.

Tore von Jürgen Klinsmann und Oliver Bierhoff fallen nach Flanken von Thomas Häßler, das ist ein auch bei der Weltmeisterschaft nachweisbarer Fakt. Daß Möller selber Tore schießt (ja: eins gegen die USA) oder mit seinen Sololäufen („Turbo“) Entscheidendes verändert – eher nicht. Daß er auch seine Arbeit nicht macht, mußte man daraus schließen, daß Vogts in der Coaching-Zone von Montpellier tatsächlich mächtig hüpfte und anschließend wenig Gelegenheiten ausließ, im „Ich mache hier keine Einzelkritik“-Code Einzelkritik zu betreiben. Oder mit vogtshumorigem Ironieverständnis zu bemerken, es gäbe offenbar Spieler, die bei Einwechslungen „mental blockiert“ seien.

Warum er das tat? „Ich habe zwei Machtinstrumente“, sagte er gestern in der Süddeutschen Zeitung, „die Aufstellung und die Medien, über die ich die Spieler kritisieren kann.“ Vogts mag nicht schuld sein, wenn es schiefläuft. Schon gar nicht daran, daß es schiefläuft. Und er ahnt, mit welcher Art Fußball das zu verhindern sein könnte: Er muß seinen Spielern noch mehr Ordnung beibringen.

Daß es da Möller treffen würde, der auch nach all den Jahren ohne rechte Lobby im und um das Team ist, hat letztlich keinen überrascht – außer Möller. Der hatte damit „nie damit gerechnet“, auch „auf Grund der langen Verbindung“ zum DFB-Trainer. Während die Kollegen ihn wie Oliver Bierhoff mit smart-perfiden Argumentationen verwirren („Ich habe mich nicht gegen Möller, sondern nur für Häßler ausgesprochen“) oder wie der in diesen Dingen erfahrene Klinsmann ihr Mitgefühl ausdrücken über die Mediensituation („Es sind alle gegen dich!“), sitzt Möller da und denkt „darüber nach, ob es eine Antipathie gegen mich gibt“. Das dürfte die größte Arglosigkeit sein seit April 1945 im Berliner Führerbunker.

Eigentlich ist das DFB-Team übrigens noch im Wettbewerb, und A. Möller bisher nicht einmal ein ausgewiesener Landesverräter wie der Engländer David Beckham. Was, wenn man morgen gegen Kroatien verliert – und der mit absoluter Mehrheit gewählte Sündenbock hat nicht einmal mitgespielt? Wird sich schon was finden. Und A. Möller wieder ziemlich erstaunt sein, der denkt, daß es „schlimmer nicht mehr“ werden könne. Nur gut, daß M. Möller wenigstens kein Spice Girl ist, sondern eine brave, zu ihm haltende Ehefrau. „Von seiten meiner Frau“, das stellte A. Möller gestern klar, „kann von Pöbeleien keine Rede sein.“ Wenigstens das. Peter Unfried

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