USA wollen Ruhe im Kosovo

■ Nach erstem direkten Kontakt zur UCK rudert Washington zurück: Vor einem serbischen Abzug sei eine Feuerpause nötig. Regierung in Belgrad lehnt Gespräche mit "Terroristen" weiter ab

Washington/Wien/Bonn (AFP/ rtr) – Angesichts der eskalierenden Kämpfe im Kosovo bemühen sich die USA jetzt intensiv um eine Feuerpause in der Konfliktregion. „Unser Ziel ist klar: Als erstes brauchen wir eine Waffenruhe“, sagte Außenamtssprecher James Rubin in Washington. Andernfalls werde Belgrad kaum seine Truppen aus dem Kosovo abziehen.

US-Unterhändler hatten in der vergangenen Woche Kontakt mit den Untergrundkämpfern der Befreiungsarmee des Kosovo (UCK) aufgenommen. Nach dem Willen der USA soll sich die UCK dem politischen Führer der Kosovo-Albaner, Ibrahim Rugova, unterordnen und an Verhandlungen mit Belgrad über die Zukunft der Provinz teilnehmen.

Rugova hatte bei einem Treffen mit Parteienvertretern am Mittwoch in Priština vorgeschlagen, auf Grundlage der selbstorganisierten Wahlen im Kosovo vom 22. März so schnell wie möglich ein Parlament zu bilden, das eine Regierung wählen solle. Diese solle dann „alle politischen Aktivitäten und die Aktionen der UCK koordinieren“.

In Belgrad sagte ein Sprecher der Sozialistischen Partei des jugoslawischen Präsidenten Slobodan Milošević gestern, mit „Terroristen“ werde es keine Gespräche geben. Diejenigen, die Kontakt zur UCK aufgenommen hätten, hätten einen „großen Fehler“ begangen.

Der EU-Außenkommissar Hans van den Broek hat sich bei einer Verschärfung der Lage für ein militärisches Eingreifen auch ohne UNO-Mandat ausgesprochen. Das gelte für den Fall, daß es zu Massakern, Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit komme, sagte er.

Bei Kämpfen zwischen den albanischen Separatisten und serbischen Sicherheitskräften sind in diesem Jahr bereits über dreihundert Menschen getötet worden. Wie Reuters gestern aus UNO- Kreisen erfuhr, sollen rund 53.000 Personen innerhalb des Kosovo und anderen Teilen Serbiens auf der Flucht sein.

Bonn gegen UCK-Geldsammlungen

Die Bundesregierung will die Zwangseintreibung von Geld für die Kosovo-Befreiungsarmee UCK in Deutschland unterbinden. Das Auswärtige Amt teilte mit, es habe sich in diesem Sinne an Albanerführer Ibrahim Rugova gewandt. Der US-Gesandte Richard Holbrooke hatte zuvor gesagt, er habe auf einer Kosovo-Reise erfahren, wie wichtig Geld aus Deutschland, Dänemark und der Schweiz für die UCK sei.