BKA: „Zerschlagenes Theater“ kann spielen

■ Die Berliner Kabarett Anstalt (BKA) stellt ab Mitte August ein Zelt auf dem Schloßplatz auf. Bezirk Mitte gibt Zustimmung für ein knappes Jahr. Vereinbarung machbar auch ohne Genehmigung durch Senat

Ab Mitte August wird die Berliner Kabarett Anstalt (BKA) auf dem Schloßplatz im Bezirk Mitte spielen. Eines der beiden Zelte, die im April durch einen Senatsbeschluß wegen der Eröffnung der Neuen Gemäldegalerie vom Kulturforum geräumt wurden, soll gegenüber dem Palast der Republik provisorisch wieder aufgebaut werden.

Die Vereinbarung über den neuen Standort zwischen den Betreibern der BKA und dem Bezirksamt Mitte gilt vorerst nur für 11 Monate und 30 Tage. Der Zeitspanne wurde gewählt, da längerfristige Lösungen für die kulturelle Spielstätte ohne die Zustimmung des Senats nicht möglich sind. Mit der Unterschreitung der Jahresfrist „konnte formell die Zustimmung des Senats umgangen werden“, sagte Petra Reetz, Sprecherin von Bausenator Jürgen Klemann (CDU).

Für die Nutzung des Schloßplatzes müssen die BKAler 50.000 Mark vorschießen. Jürgen Müller, Geschäftsführer der BKA, erklärte, die Summe sei bereits durch Spenden und Förderer aufgebracht worden und stehe damit zur Verfügung.

Trotzdem ist der Umzug auf den Schloßplatz für Müller nur eine Notlösung: „Wir haben ein zerschlagenes Theater.“ Die BKA habe den Standort am Kulturforum nicht räumen wollen. Das Verhalten des Senats, der die Zelte amn Kulturforum abreißen ließ und nicht annehmbare Ersatzstandorte vorgeschlagen hatte, sei nicht akzeptabel.

Müller protestiert seit knapp einer Woche mit einem Hungerstreik gegen die unbefriedigenden Verhandlungen mit dem Senat. „Dieses Spielchen geht nun schon zehn Wochen.“ Bereits zugesagte Gelder in Höhe von 300.000 Mark wurden vom Senat wieder gestrichen.

Nach Einschätzung von Reetz ließe sich aber „darüber nochmal reden“. Den entscheidenden Punkt sehe sie in der zeitlichen Begrenzung der Nutzung. „Aus den Erfahrungen der Vergangenheit heraus muß der Vertrag eine rechtliche Räumungsklausel enthalten.“ Der Schloßplatz könne für die BKA „natürlich keine immer und ewige Lösung“ sein.

Die BKA fährt unterdessen mit jedem verlorenen Spieltag weitere Verluste ein. Ursprünglich wurde über eine Nutzung des Platzes bis Ende 1999 verhandelt, so Elke Behr von der BKA. Aber vorerst sei die jetzige Übergangslösung besser als nichts. Müller vermutet, der Senat wolle mit Schloßplatz und BKA „zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen“, in der Hoffnung, die BKA werde sich durch die wachsenden Verluste selbst ruinieren.

Am 13. Juli plant die BKA zur Thematik „Hauptstadt Berlin und freie Kunst und Kultur“ eine Podiumsdiskussion. Politiker und Künstler werden um 18 Uhr in der Akademie der Künste aufeinandertreffen. Bisher gibt es von seiten des Senats noch keine verbindliche Zusage über die Teilnahme. Die bekannten Künstler wie die Schauspielerin und Kabarettistin Sissi Perlinger sowie Holger Klotzenbach haben dagegen bereits fest zugesagt. Susanne Sitzler