„Ohne ernste Aktionen bleiben nur leere Worte“

■ Clement Lam, Mitgründer des China-Büros von Greenpeace in Hongkong, über den Clinton-Besuch

taz: In seiner Diskussion mit chinesischen Umweltaktivisten hat Präsident Clinton ein Signal für die Ökologiebewegung gesetzt. Ist mehr Umweltschutz durch Protest von unten in China heute denkbar?

Clement Lam: So weit sind wir noch nicht. Unabhängige Umweltorganisationen, wie diejenigen, die an der Debatte mit Clinton beteiligt waren, dürfen in China nur begrenzt tätig werden. Sie spielen eine positive Rolle, wenn es etwa um den Artenschutz oder um die allgemeine Erziehung zu mehr Umweltbewußtsein geht. Doch bei politischen Umweltthemen stellt sich die Regierung taub. So hat die Anti-Atombewegung noch keine Chance in China, ebensowenig darf die Umweltverschmutzung durch bestimmte Industrien angeprangert werden. Hier sehen wir derzeit den größten Handlungsbedarf. Luft- und Wasserverschmutzung sind in China vielerorts so stark, daß die Bevölkerung unmittelbar gefährdet ist.

Clinton hat China in den letzten Tagen wiederholt aufgerufen, die umweltpolitischen Fehler des Westens nicht zu wiederholen und die Notwendigkeit des Umweltschutzes rechtzeitig zu erkennen. Hat er Chancen, gehört zu werden?

Clinton ist nicht der erste, der so redet. Viele haben das gleiche gesagt, ohne daß etwas geschah. Der Westen muß hier zunächst seine Hausaufgaben machen: Amerikanische Firmen sollten nur saubere Energietechniken nach China importieren. Zu erwarten ist aber, daß vor allem die amerikanische Atomindustrie in den nächsten Jahren massiv in China investiert. Gerade westliche Konzerne stellen aber heute Autos ohne Katalysator in China her. Auf diese Art würden die Amerikaner nur helfen, einen zentralen Fehler westlicher Energiepolitik in China zu wiederholen.

Bleibt der Clinton-Besuch in China ökologisch ergebnislos?

Bevor ich keine ernsthaften Aktionen sehe, bleiben für mich von dem Besuch nur leere Worte. Interview: Georg Blume