Eklat um Fischer

■ Gatte der ehemaligen Sozialsenatorin sagt vor dem Filzausschuß aus

„Ich bin Mitglied der SPD“, sagte Peter Fischer, Gatte der zurückgetretenen Sozialsenatorin Helgrit Fischer-Menzel (SPD) am Freitag abend dem Filz-Ausschuß auf Anfrage. „Das klingt gut“, gab der Ausschußvorsitzende Günter Frank (SPD) zurück. Dieser kleine Wortwechsel offenbart das ganze Dilemma: Ein SPDler leitet Ermittlungen gegen SPDlerInnen. Daß Frank seinen Parteikollegen Fischer mit Samthandschuhen anfaßte und, statt sich an den erarbeiteten Fragenkatalog zu halten, Suggestivfragen stellte, brachte CDU und GAL auf die Palme.

Eine Unterbrechung wurde beantragt und Frank im Hinterzimmer gemaßregelt. Der zeigte sich wenig einsichtig („Sie sind ja verrückt“), worauf die GALierin Bettina Kähler drohte: „Wir sollten Sie von der Sitzungsleitung entbinden.“ Soweit kam es letztlich zwar nicht, doch die Stimmung der siebenstündigen Zeugenvernehmungen am Freitagabend war, wie auch in den Sitzungen davor, schlecht.

Fischer, Geschäftsführer der Alida-Schmidt-Stiftung, beschrieb sich in seinen Ausführungen als verfolgte Unschuld. Aus seiner Sicht wurde er bei der Vergabe des 1,3-Millionen-Auftrags für eine Alkoholiker-Vorsorgeeinrichtung benachteiligt. Zur Erinnerung: Zunächst bekam das Guttempler-Hilfswerk den Zuschlag. Nach Intervention der Senatorin wurde die Zusage widerrufen. Erst dann erhielt die Alida-Schmidt-Stiftung den Auftrag.

Fischer will erst im Juni 1997 von der geplanten Einrichtung erfahren haben. Da hatten die Guttempler ihr Konzept schon eingereicht. Daß die möglichen Träger nicht alle zum selben Zeitpunkt informiert wurden und es keine klaren Vergaben gab, empfindet Fischer als ein seltsames Verfahren.

Über das Dienst-Handy der Senatorin rief ein Mitarbeiter Fischers im Juli 1997 im Urlaubsort Ibiza an, um mitzuteilen, daß die Guttempler das Rennen gemacht haben. Später habe er, so Fischer, zu der zuständigen Sachbearbeiterin in der Behörde gesagt: „Ich weiß von meiner Frau, daß dies gegen den ausdrücklichen Willen der Behördenleitung entschieden wurde.“ Die Senatorin wollte Arbeitsplätze in Hamburg sichern. Als er letztendlich doch noch die Zusage bekam, sei ihm klar gewesen, „daß meine Frau da was gebremst hat“. Gesprochen habe er aber mit ihr nach dem Urlaub nie wieder darüber.

Der 50jährige Fischer hat selbst jahrelang in der Sozialbehörde gearbeitet, bis er – behördenintern – seinen jetzigen Geschäftsführerjob angeboten bekam. Er griff zu, hat aber ein Rückkehrrecht. Eine Ausschreibung für diese Stelle gab es offenbar nicht. Silke Mertins