„Liebe taz...“ Protest 1 –betr.: Darf jeder vor's Mikro?, taz-Bremen vom 2.7.1998

Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Hansawelle weisen die Behauptungen des Kollegen Brandt zurück.

Es ist schon ein starkes Stück, im Zusammenhang mit der Entgleisung von Peter M. (in der ARD-Nachtversorgung von RB4) lesen zu müssen: „Wir haben auch in der Hansawelle Fälle ...“, und: „Ich kann Ihnen viele solcher Fälle aufzählen, wo junge Leute vor's Mikrophon gesetzt werden, obwohl sie völlig überfordert sind.“ Solche „Fälle“ hat es auf der Hansawelle nicht gegeben, und die Mitarbeiter der Hansawelle vorm Mikrophon sind auch nicht überfordert, unabhängig von ihrem Alter.

Auf die Frage der taz-Mitarbeiterin, warum Radio Bremen „keine besseren Leute“ einkaufe, antwortet Harald-Gerd Brandt, es sei „Mode geworden, junge, billige Moderatoren und Redakteure von Privatsendern einzukaufen“. Heutzutage dürfe sich „jeder“ im öffentlich-rechtlichen Rundfunk „ausprobieren“. Sogar in den O-Ton-Nachrichten gebe es „viele unausgebildete junge Leute.“ Und, noch einmal auf den Anlaß des Interviews, die Äußerungen von Peter M., bezogen: „Wenn man immer nur freie Mitarbeiter einstellt, muß man sich nicht wundern, daß so etwas dabei herauskommt.“

Diese beleidigenden Aussagen über Kollegen entbehren nicht nur jeder Grundlage – es darf bezweifelt werden, daß Brandt so genau über die Ausbildung seiner Kollegen Bescheid weiß; viele der Freien haben sowohl Fach-Studium als auch journalistische Ausbildung vorzuweisen. Harald-Gerd Brandts Äußerungen vergiften auch das Betriebsklima, indem sie die Arbeit vieler qualifizierter Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter herabwürdigen und eine Zwei-Klassen-Gesellschaft erzeugen. Die Frage, ob jemand gute Arbeit leistet, hängt sicher nicht vom rechtlichen Status seiner Beschäftigung oder von seinem vorherigen Arbeitgeber (Privatfunk) ab.

Als stellvertretender Landesvorsitzender des DJV sollte Harald-Gerd Brandt sich für alle Beschäftigten Radio Bremens zuständig fühlen, statt Gräben aufzureißen. Als Gewerkschafts-Funktionär und als Mitarbeiter Radio Bremens sollte er darüber hinaus nicht für eine Verschlechterung des Images von Radio Bremen sorgen. Mit seinen Äußerungen stellt sich Harald-Gerd Brandt gegen Kollegen und gegen die gemeinsamen Interessen der Beschäftigten von Radio Bremen. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Hansawelle erwarten, daß er sich dem Gespräch darüber stellt. Für die Redaktion der Hansawelle: Ivo Banek