Suche nach Zukunftsjobs für Frauen

■ Bremer Tagung preist die Dienstleistungsagentur für haus- wirtschaftliche Berufe „Q-Rage“ als neuen, mutmachenden Weg

Sie waschen die Wäsche anderer Leute, putzen und betreuen Kinder – und arbeiten für ein als „innovativ“ gepriesenes Projekt: Die zwölf Frauen von der neuen Hauswirtschafts-Dienstleistungsagentur „Q-Rage“ in Bremen. Sie bedienen bereits 40 Haushalte und wurden jetzt auf einer Bremer Tagung über Perspektiven von Frauen auf dem Arbeitsmarkt vorgestellt – als ein „neuer Weg, der durchaus vorwärtsweisend ist“, so die Agenturfrau Karin Jahn bei der Präsentation des Projekts.

Um „neue Wege“ sollte es vordringlich gehen auf der Tagung im World Trade Center von Arbeitssenator Uwe Beckmeyer (SPD) und dem Verband Bremer Beschäftigungsträger. Denn der Blick auf die jüngsten Arbeitsmarktzahlen zeigt eine ernüchternde Bilanz: Rund 40 Prozent aller Arbeitslosen in Bremen sind Frauen, fast so hoch wie ihr Anteil an den sozialversicherungspflichtig Beschäftigten. Frauen stellen außerdem bis zu drei Viertel aller geringfügig Beschäftigten. Und sie sind zu allem Überfluß bei beschäftigungspolitischen Maßnahmen „deutlich unterrepräsentiert“, kritisiert Elisabeth Mahlberg-Wilsen vom Verband Bremer Beschäftigungsträger.

So gelten sowohl für ABM- als auch BSHG-19-Stellen im Programm „Arbeit statt Sozialhilfe“ restriktivere Gesetze: Fast ein Drittel aller ABM-Stellen für Frauen sind weggefallen – weil schärfere Zugangsvorraussetzungen gelten. Das bittere Fazit auf der Tagung: Mit der Gleichberechtigung der Frau auf dem Arbeitsmarkt ist es schlechter bestellt denn je.

„Mut machen“ wollten sich deshalb die TagungsausrichterInnen – und mögliche Auswege aus der Misere diskutieren: Dabei haben sie vor allem den als Zukunftssektor gepriesenen Dienstleistungsbereich im Visier. Vorreiter ist dabei die Agentur „Q-Rage“ von der Fraueninitiative „Quirl“. Dort sitzen zwölf ehemals arbeitslose Frauen auf befristeten BSHG-19-Stellen - und werden gerade zur Hauswirtschafterin qualifiziert. Ein „anstrengender Job“, sagt die Teilnehmerin Heidemarie Simdorn, „mein Traumberuf ist das nicht“. Die 38jährige hatte wegen einer Schwangerschaft die Lehre zur Bäckereiverkäuferin abgebrochen, arbeitete dann als Küchenhilfe und lebte später von der Sozialhilfe. Dann stieg sie bei „Q-Rage“ ein.

Die Hauswirtschafts-Agentur erfuhr auf der Tagung auch indirekte Kritik: „So etwas wollen wir nicht“, sagte Brigitte Kaminski aus dem Landkreis Lüchow-Dannenberg. Dort wurde eine ganz andere Dienstleistungsagentur angeschoben: Das „Telezentrum feffa“. Neun Frauen auf BSHG-19-Stellen gestalten dort Layouts, bieten EDV-Beratung an, erarbeiten Datenbanken. „Die Frauen haben sich superschnell eingearbeitet. Das zeigt, daß das auch etwas für niedrig Qualifizierte ist“, meint die Projektfrau.

Zukunftsberufe sieht das Bremer Arbeitsamt dagegen vor allem auf einem anderen Gebiet: In Call-Centern, die Kunden per Telefon zu jeder Zeit Auskünfte geben. Während Beschäftigungsprojekte im Bereich der Telearbeit oder neuer Technologien noch auf sich warten lassen, läßt das Arbeitsamt bereits die ersten 60 BremerInnen zur Telefon-AgentIn ausbilden. Das aber kam bei den anwesenden Tagungsfrauen nicht gut an: Diese Jobs würden mies bezahlt und hohe Anforderungen stellen.

Und auch über die von Expertin Claudia Weinkopf vom Gelsenkirchener Institut für Arbeit und Technik vorgestellten möglichen Zukunftsberufe waren viele ensetzt: Denn die lägen, so Weinkopf, in qualifizierteren Jobs im Dienstleistungsbereich – wie lehren, forschen und beraten. Einfache Jobs wie Reinigen, Bewirten, Pflegen sowie Büro- und Handelstätigkeiten würden künftig rückläufig sein. „Dann können wir ja gleich nach Hause gehen“, meinte darauf eine Frau von der Nachbarschaftshilfe – und eine andere fragte: „Und was ist mit den Ungelernten? Wo sollen die bleiben? kat