Zuviel Becquerel auch auf dem Weg nach Morsleben

■ Betonbehälter und Lkw waren kontaminiert. Bündnisgrüne fordern Transportstopp

Hannover (taz) – Auch bei Transporten von schwach- und mittelradioaktiven Abfällen in das Endlager Morsleben in Sachsen- Anhalt sind Grenzwertüberschreitungen festgestellt worden. Das Bundesumweltministerium bestätigte am Sonnabend, daß an der Oberfläche eines Betonbehälters mit Abbruchmaterial aus dem stillgelegten nordrhein-westfälischen Atomkraftwerk Würgassen Kontaminationen mit einer Strahlung von 7,45 Becquerel pro Quadratzentimeter gemessen wurden. Wie auch das Magdeburger Umweltministerium sei man durch den Monatsbericht des Betriebes informiert worden.

Auch an vier Lastwagen, die ebenfalls radioaktive Abfälle auf dieser Strecke transportiert hatten, waren Kontaminationen aufgefallen, die geringfügig – weniger als zwei Becquerel – über dem Grenzwert von vier Becquerel lagen. Diese Belastungen führte das Bundesumweltministerium allerdings auf „Düngemittelstaubwolken“ zurück, durch die die Lkw wahrscheinlich gefahren seien.

Die atompolitische Sprecherin der Grünen-Bundestagsfraktion, Ursula Schönberger, wies am Sonntag auf weitere Außenkontaminationen an Behältern mit schwach- und mittelaktivem Müll bei der Firma Siemens in Hanau hin. Bereits am 17. Juni habe das Bundesumweltministerium dem Umweltausschuß des Bundestages diese nicht weiter spezifizierte zu hohe Belastung angezeigt, sagte die Grünen-Politikerin.

Schönberger forderte, nach den Brennelementtransporten nun auch die Transporte von schwach- und mittelaktivem Atommüll einzustellen. Auch hier müsse jetzt zunächst das ganze Ausmaß der Kontaminationen untersucht werden, sagte die Grünen-Politikerin. Der Verdacht liege nahe, daß die bisher festgestellten nicht die einzigen seien.

Einen Stopp der Mülltransporte in das Endlager Morsleben verlangte auch die sachsen-anhaltische Umweltministerin Ingrid Häußler (SPD), Bundesumweltministerin Angela Merkel müsse alle Fahrten so lange aussetzen, bis eine Einhaltung der Grenzwerte mit hundertprozentiger Sicherheit gewährleistet sei. Das Bundesumweltministerium lehnt einen Transportstopp auch für Morsleben allerdings ab. Seit 1990 seien in Morsleben 86.000 Behälter mit schwach- oder mittelaktiven Abfällen eingelagert worden. Und nur in einem Fall habe man eine Grenzwertüberschreitung nachgewiesen. Jürgen Voges