Ungeklärte Todesursache

■ Tagelang durfte der Asylbewerber nicht ins Krankenhaus. Starb er wegen Fehlbehandlung?

Berlin (taz) – Als er ins Krankenhaus kam, sah es aus, als leide er an einer Mandelentzündung. Acht Stunden später war Haydar Sindik tot. Der 26jährige Kurde starb am Donnerstag im Krankenhaus von Altenburg in Thüringen. Die Klinik konnte die Todesursache nicht feststellen, nun ermittelt die Rechtsmedizin der Staatsanwaltschaft in Gera.

Haydar Sindik wartete seit mehreren Monaten in der Landessammeleinrichtung Altenburg auf seinen Asylverhandlungstermin. Anfang voriger Woche klagte er über Halsschmerzen. Die diensttuende Medizinerin verabreichte ihm Antibiotika und schickte ihn ins Bett.

Haydars Zustand besserte sich zunächst ein wenig, wurde dann aber dramatisch schlechter. Sein Hals schwoll an, er bekam kaum mehr Luft. Mehrmals versuchte Haydar einen Termin bei einem Arzt außerhalb des Heims zu bekommen. Aber die Heimärztin, so berichten seine Mitbewohner, habe ihm Tabletten und Schlaf empfohlen. Am Dienstag abend war der Zustand Sindiks so schlecht, daß seine Freunde ihn direkt ins Krankenhaus bringen wollten. Die Türsteher des Heims vom „Industrie- und Transportschutz Thüringen“ verweigerten dies. Dies berichtet ein Freund im Asylbewerberheim gegenüber der taz. Es würde zuviel kosten, jetzt einen Arzt zu holen, hätte der Wachschützer gesagt. „Unser Freund ist gestorben, weil 100 Mark für eine Sofortbehandlung zu teuer sind“, klagt der 18jährige Freund. Als Haydar Sindik auch am Mittwoch wieder die Tabletten bekam, brach er zusammen. Der gerufene Notarzt brachte ihn ins Krankenhaus Altenburg.

Schwere Vorwürfe erhebt nun Dogan Adil, ein Cousin Sindiks aus Stuttgart: Das zögerliche Verhalten des Personals im Heim habe zum Tod Sindiks beigetragen. Die Vorwürfe gegen das Heimpersonal würden geprüft, sagte der Sprecher des Landesverwaltungsamtes, Adalbert Alexy. Nun läßt der Geraer Staatanwalt die Leiche obduzieren. Christian Füller