Opposition fordert nach WM-Aus neue Mannschaft

■ Schröder und Fischer nehmen Berti Vogts in Schutz. Trittin: Unter Rot-Grün wird Deutschland wie die Niederlande spielen, mit Kombination aus Kraft und Technik

Hannover (taz) – Am Tag nach der 0:3-Niederlage der deutschen Mannschaft gegen Kroatien haben die Spitzen der Oppositionsparteien SPD und Grüne Rückwirkungen auf die Bundestagswahlen nicht ganz ausgeschlossen. „Jetzt hilft nur noch eine neue Mannschaft“, ließ gestern SPD-Kanzlerkandidat Gerhard Schröder über seinen Sprecher das deutsche Ausscheiden in Frankreich kommentieren. Grünen-Vorstandssprecher Jürgen Trittin sagte der taz, unter Rot-Grün werde die deutsche Nationalmannschaft dann so spielen „wie heute die Niederländer, in einer Kombination aus Kraft und Technik“. Und noch einen Vergleich wagte er: „Vogts ist besser als Kohl. Aber es wird Helmut Kohl im September genauso ergehen wie Berti Vogts am Samstag.“

Der Bundeskanzler selbst hatte schon unmittelbar nach dem Kroatien-Spiel feststellen müssen: „Auch Niederlagen gehören zum Leben.“ Dem vermeintlichen Glücksbringer blieben nur tröstende Worte: „Das Leben geht weiter“, sprach Kanzler Kohl Christian Wörns Mut zu, dessen rote Karte die Niederlage eingeleitet hatte.

Anders als der Kanzler, der eigens nach Lyon gereist war, um an der Popularität des Fußballs zu partizipieren, beharrten dessen politische Gegner gestern auf einer Trennung von Sport und Politik. „Unsere Jungs haben tapfer gekämpft und leider ihr bestes WM-Spiel verloren“, ließ SPD- Kanzlerkandidat Gerhard Schröder gestern über seinen Sprecher verbreiten. Er wandte sich dagegen, „Sport und Politik zu vermischen“, und sagte: „Wir lasten die Niederlage nicht dem Bundeskanzler an.“

Nach Ansicht des Grünen-Fraktionschefs Joschka Fischer haben die TV-Zuschauer, die „den Kanzler nach der Niederlage gegen Kroatien gehört haben, schon dessen Rede vom 27. September gehört“. Dieser Umstand habe aber nichts mit dem Fußball zu tun, sondern nur etwas mit der Situation von Kohl.

Sowohl Fischer als auch Trittin lobten ausdrücklich den Bundestrainer. „Für die Niederlage kann Berti nichts. Klar kann Vogts auch unter einer rot-grünen Bundesregierung weiter Bundestrainer bleiben“, sagte Trittin. Auch für Fischer hat „Berti keine Schuld an der Niederlage“. Aufgrund mangelnder Nachwuchsförderung habe Vogts keine Alternativen zu den alten Leistungsträgern gehabt, sagte Fischer und betonte: „In der Politik allerdings sind neue Leistungsträger reichlich vorhanden.“ Jürgen Voges Tagesthema Seite 3,

WM-Berichte Seiten 18 und 19