■ „XXLiving“ No. 2
: Allerweltsmännisch

„... leider greifen nicht nur Fernsehleute hin und wieder voll daneben“, steht in der zweiten Ausgabe des neuen Gruner + Jahr-Magazins XXLiving in einem Artikel über Männer und Hemdenkauf. Doch wenn es wenige Zeilen später heißt: „Meist greifen sie schnell und unüberlegt zu. Größe XL? Wird schon passen!“ – dann könnten diese Zeilen (unter Hinzufügung eines weiteren X) ebensogut auch für die Redakteure der Zeitschrift gelten. Denn Mitte April hatten die XXL-Entwicklungsredakteure, die Peter Moosleitners interessantem Magazin P.M. entstammen, ebenfalls schnell und unüberlegt in den Lifestyle-Topf gegriffen und Heft 1 der „ganz neuen Zeitschriftengeneration“ (G + J- Slogan) auf den Markt geworfen: XXL? Wird schon passen! Aber XXL paßte dann doch nicht, am wenigsten dem G + J-Vorstand. Die Chefs bemängelten nach Angaben des Branchenblattes Kress die Beliebigkeit der Themen, die Leserführung sowie die teils alberne Optik und schickten das Hochglanzmagazin zwei Wochen nach Erscheinen zur Überarbeitung zurück in die Werkstatt. Nun liegt die zweite Ausgabe am Kiosk und sucht, nachdem der Apriltitel noch den „Sex um acht“ propagierte, „Die ideale Frau“ dafür. Und ganz vorn, wo unlängst ein mißglücktes Editorial den Leser begrüßte, bekommt der nun von seinesgleichen erklärt, warum Katzen Fisch fressen oder Viren Krebs auslösen. Und ganz hinten im Impressum, wo der Aprilleser erfuhr, daß P.M.-Reporter Wolfgang Stegers die 176 Häppcheninfotainmentseiten zu verantworten hatte, zeichnet nun P.M.-Chef Hans- Hermann Sprado persönlich „verantwortlich für den redaktionellen Inhalt“. Letzterer besteht zwar weiterhin aus allerlei Allerweltsmännischem wie Fun-Sport, Sexphantasien, Prosecco-Cocktails, Online-Jobs und Erfolgsgleichungen wie „IQ + EQ = EI“, macht dafür aber immerhin den Eindruck einer durchschnittlich neodarwinistischen Frauenzeitschrift für Männer. Wenn darum die Redaktion in der beigelegten Leserbefragung marktforscht: „Wenn Sie das Heft mit einem Wort beschreiben sollten, was würden Sie da antworten?“, könnte die Antwort Petrus lauten. Christoph Schultheis