■ Mit grünen Schwächen vertraut
: Viel Munition hinterm Ü

Worauf werden sich die Grünenjäger als nächstes einschießen? Niemand soll sagen, er hätte es nicht gewußt, deshalb hier unsere finale Programmanalyse: Hinter dem blauen Buchdeckel mit dem grünen „Ü“ findet sich gleich auf Seite14 der verräterische Satz „Umweltschutz gibt es nicht zum Nulltarif“. Richtig zur Sache geht es auf Seite 19: „Bündnis 90/Die Grünen treten für 0,0 Promille im Straßenverkehr ein“, dafür soll Hasch legalisiert werden (Seite127) – ein Frontalangriff auf den deutschen Stammtisch. Brenzlig auch die Formulierung: „Die Nachtruhe ist zu schützen“ (Seite 20). Zwar ist der Satz auf Verkehrslärm gemünzt, aber es ließe sich sicher ein Sprecher finden, der das auf Biergärten ausweitet. Wir empfehlen einen Anruf bei der tourismuspolitischen Sprecherin.

Viel Feind, viel Ehr, so die Devise auf Seite 25 (Abschaffung der Kohlesubventionen bis 2010), Seite 117 (Abschaffung der Kirchensteuer) und Seite 92 (Abschaffung des Ehegattensplittings). Ehrlicherweise muß man sagen, daß die Abschaffung des Splittings durch höheres Existenzminimum und Kindergeld statt Kinderfreibeträgen ausgeglichen wird. Das läßt sich allerdings bei einer Attacke spielend verschweigen.

Die Forderung nach „Wiederherstellung des Grundrechts auf Asyl“ (Seite 118) kann sich wohl niemand so recht vorstellen. Unser Urteil: Keine Gefahr von hier. Gefährlicher ist da schon eine wirklich dumme Idee aus der Kategorie „Arbeitszeitverkürzung“ auf Seite 45: Im Arbeitszeitgesetz soll demnach die erlaubte Höchstarbeitszeit von bisher 60 auf 40 Stunden begrenzt werden. Eine Katastrophe für Zulieferfirmen und Nahrungsmittelfabriken, die abhängig von Erntezeiten auch mal länger produzieren müssen. Zum Ausschlachten schlecht geeignet, weil dem Bild-Leser nur schwer vermittelbar.

Etwas werden wir bis zur Wahl garantiert nicht mehr hören: den neugrünen Wunsch nach „Sicherung zukunftsfähiger Arbeitsplätze in einer innovativen Automobilindustrie“ (Seite 18). Näheres im Wahlprogramm – dem mit dem freundlichen „Ü“. Matthias Urbach