„Seekrank von dem Anblick“

■ Ausstellung über den Wandel der Lüneburger Heide

„Hilf Himmel, welch ein Land!“, stöhnte eine betuchte Dame Anfang des 19. Jahrhunderts nach einer Kutschfahrt durch die Lüneburger Heide. „Ich wurde ganz seekrank von dem einförmigen Anblick der Heide und des Himmels.“ Nicht zu Unrecht, meint Jochen Meiners vom Freilichtmuseum am Kiekeberg in Ehestorf (Kreis Harburg). Mit der Ausstellung „Ja, grün ist die Heide“ belegt das Museum jetzt, was jahrhundertelanger Raubbau an der Natur in der Heide angerichtet hat. Die Ausstellung dokumentiert aber auch den radikalen Wandel von Landschaft und Image, der sich in den vergangenen 100 Jahren vollzogen hat.

Wo im frühen Mittelalter noch Urwald wucherte, standen um 1800 kaum noch Bäume. Das Holz wurde für die Lüneburger Saline gebraucht und außerdem über die Jahrhunderte hinweg verfeuert. „Die Lüneburger Heide hatte damals vielerorts etwas von einer Mondlandschaft“, sagt Meiners. Das 19. Jahrhundert brachte den Wandel durch Straßen und Aufforstungen. Dann entdeckten die Stadtbewohner die Landluft und reisten per Eisenbahn an. Die Wanderbewegung bevölkerte die Heide mit Rucksacktouristen, die Bücher des Heidedichters Hermann Löns wurden zu Bestsellern.

Doch auch an eigenen Vermarktungsideen mangelt es seither nicht: Vom Heidebrot über Porzellan mit Heidschnuckenmotiv bis zur alljährlichen Wahl der Heidekönigin – die Ausstellung (bis 27. September) hat alles getreulich zusammengetragen. Kerstin Geisel