Kegelklub im Clinch

■ 10.000 DM wegen übler Nachrede gefordert

Eine ganze Kegelmannschaft aus Kirchweyhe traf sich gestern im Raum 108 des Amtsgerichtes wieder, weil eine der Kegelschwestern einer anderen nachgesagt haben soll, sie sei eine Alkoholikerin. „Das erkenne ich auf 10 Meter Entfernung. Man riecht das durch die Poren“, soll sie an einem gemütlichen Kegelabend gesagt haben. Die Beleidigte war an diesem Abend jedoch nicht in der Runde. Sie wurde von mehreren Kegelschwestern telefonisch über die üble Nachrede informiert.

Die Beschimpfte fühlte sich daraufhin in ihrer Ehre gekränkt und klagte auf Widerruf, Entschuldigung und Schmerzensgeld in Höhe von 10.000 Mark, weil sie eine bekannte Persönlichkeit in der Lokalpolitik sei.

Vor dem ehrwürdigen Gericht sollte der Kegelabend vom 29. Oktober vergangenen Jahres nun seinen friedlichen Abschluß finden - doch weit gefehlt. Sechs als Zeugen geladene Kegelschwestern widersprachen nicht nur Anklage und Verteidigung, sondern auch sich selbst. Einige wußten plötzlich nichts mehr von einer Diskussion über die „dominante Klägerin“, wegen der angeblich die Hälfte des Kegelklubs austreten wollte. Andere behaupteten fest, nach einem Essen am gleichen Abend böse Worte und Anschuldigungen von vielen gehört zu haben. Jedoch nicht von der Angeklagten. Andere sagten aus, sie seien früher gegangen, wüßten jedoch, daß die Angeklagte niemals irgendetwas Schlimmes über die Klägerin gesagt hätte.

Welche der Keglerinnen an dem Abend wirklich was gesagt hatte, konnte am Ende nicht mit Gewißheit bestimmt werden. Richter Stephan Haberland stellte nur fest, daß die geforderte Summe von 10.000 Mark Schmerzensgeld eindeutig zu hoch sei. Am 1. September soll nun das Urteil verkündet werden.

Die letzte Zeugin bestand nach ihrer Aussage trotzdem darauf: „Wir sind doch kein Horror-Kegelklub“. Inzwischen hat sich der vor 13 Jahren gegründete Klub aufgelöst. Sven Kuhnen