Sind Sie beschäftigt?: „Ich will auch meine Freizeit haben“

■ Der 50jährige Günther B. ist selbständig im Kundendienst tätig und setzt auf Flexibilität. „Ich habe nicht viele Berufe erlernt, fühle mich aber in vielen Berufen zu Hause.“

In Berlin gibt es 267.000 Arbeitslose, nur vierzig Prozent leben von Erwerbsarbeit. Doch auch wer keinen Arbeitgeber hat, ist nicht ohne Arbeit. Die taz fragt deshalb: „Sind Sie beschäftigt?“

Der 50jährige Günther B.: Ich bin selbständig tätig. Seit vierzehn Tagen arbeite ich hier in dem Fuhrunternehmen als Selbständiger und helfe aus in Bereichen, die von der Firma, für die ich eigentlich tätig bin, nicht erfüllt werden können. Ich mache Kundendienst in allen Variationen. Das geht von kleinen Malerarbeiten über den Elektrikbereich, den Elektronikbereich, den Druckbereich bis hin zum Handwerkerbereich. Für ältere Leute wird es immer schwerer, in dieser

Richtung Arbeit zu finden. Auch für Leute, die nicht flexibel genug sind, wird es immer schwerer. Ich kann zum Glück viele Berufe ausführen. Ich habe zwar nicht viele Berufe erlernt, aber ich fühle mich in vielen Berufen zu Hause, die mit handwerklichen Tätigkeiten zu tun haben. Ich weiß die Arbeit schon mehr zu schätzen als früher, auf jeden Fall.

Ich kann von mir aus aber nicht sagen, daß ich wegen der Arbeitsmarktlage weniger nein sage zu Aufträgen. Ich will auch meine Freizeit haben. Und wenn ich krank bin, bin ich krank. Als Selbständiger geht man mit Krankheit aber sowieso anders um als ein Arbeitnehmer, der nur den Gelben im Büro abzugeben braucht und mehr nicht. Als Selbständiger muß man ja im Endeffekt für sich selber, für die Arbeit, die man leistet, eine Vertretung finden. Und die wiederum kostet Geld.

Ich bin seit 1979 selbständig. Ich werde bis zum Erreichen des Rentenalters und vielleicht auch noch darüber hinaus arbeiten. Ich habe keine Angst und sehe da keine Probleme, nicht genug Arbeit zu haben.

Wenn ich nicht arbeite, widme ich mich meinen Hobbys, um den täglichen Streß und die täglichen Spannungen abzubauen. Dann lese ich Bücher, gehe angeln oder relaxe einfach nur. Barbara Bollwahn

wird fortgesetzt