High-Tech für Fahrrad-Freaks

■ Die taz stellt die NAX-Firmen vor, Teil 2: Shimano. Die japanische Fahrradfirma will zum globalen Sportartikelkonzern heranwachsen

Tokio (taz) – Shimano kennt im Vorort Sakai der westjapanischen Stadt Osaka jeder Bürger. Nicht weil die Leute in dieser Industriestadt eingefleischte Radler wären, sondern weil der Konzern dort über 1.200 Leute beschäftigt. Prestigereich ist die Anstellung beim Fahrrad- und Sport-High-Tech- Unternehmen deshalb, weil Shimano trotz Krise in Japan floriert.

Mit 5.500 Angestellten weltweit hat der Konzern im vergangenen Jahr einen Umsatz von 150 Milliarden Yen (1,9 Milliarden Mark) gemacht und einen Profitsprung von 20 Prozent auf 11,9 Milliarden Yen (153 Millionen Mark) vollzogen. Im krisengeschüttelten Japan ist Shimano ein Konzern, der mit Innovationen für Radler, Angler und neu auch Snowboarder und Surfer satte Rendite schreibt.

Mit einer Firmenphilosophie, die konsequent darauf ausgerichtet ist, Produkte herzustellen, die energiesparend, ergonomisch an den Menschen angepaßt und zum Schutze der Natur beitragen, hat Shimano in den letzten zwanzig Jahren vor allem die Technik im Rad- und Anglerbereich revolutioniert. So hat Shimano erst vor einer Woche mit der automatischen Vier-Gang-Schaltung Auto D wieder für Schlagzeilen gesorgt. Auto D wählt für die Radlerin den Gang automatisch angepaßt an Fahrgeschwindigkeit und Gefälle, um das bequemste Treten zu ermöglichen. Schon in diesem Jahr wird diese Gangschaltung in Deutschland und Holland getestet.

Yoshizo Shimano, der Firmenchef, legt aber Wert darauf, daß sein Unternehmen nicht nur als umweltfreundlich eingeschätzt wird. „Spaß für den Menschen“ gehört untrennbar zu seiner Umweltphilosophie. Shimano-Produkte sollen im Hintergrund für den Menschen arbeiten, der sich in der Natur bewegt. Dafür gibt Shimano etwa ein Viertel der Einnahmen für Forschung und Entwicklung aus. Rund um den Globus werden Ingenieure eingestellt, die an neuen Produkten herumtüfteln.

Weniger erfreulich für den Konzern war eine große Rückrufaktion von Tretkurbeln in den USA, nachdem 1997 über 600 gebrochen waren und zu 22 schwereren Unfällen mit Knochenbrüchen geführt hatten. Mehr als eine Million der Kurbeln, die in 200 Fahrradmodellen eingebaut waren, mußen ausgewechselt werden. Die Shimano-Aktie büßte damals vorübergehend an Wert ein. Seit zwei Jahren versucht sich Shimano global als Markenname im hart umkämpften Sportartikelmarkt zu positionieren. Wie das mit der Firmenphilosophie auf die Dauer widerspruchslos einhergehen kann, ist noch schwierig einzuschätzen.

Bekannt ist Shimano schon längere Zeit unter den Anglern. In Japan verdrängt Angeln gerade Golf als Modesport, was Shimano auch half, die Umsätze im Binnenmarkt zu steigern. Dieses Jahr will der Konzern den Profit wiederum um 22 Prozent auf 14,5 Milliarden Yen erhöhen. Die Aktie, die auch im Naturindex zu erhalten ist, könne um rund 10 Prozent steigen, sagen Branchenexperten in Tokio. André Kunz