Das Portrait
: Vom Frauenhaus direkt zur Polizei

■ Emine Tekkilic

Emine Tekkilic hat eine seltsame Karriere hinter sich gebracht. Früher war die 31jährige in einem Frauenhaus, heute ist das nur 1,50 Meter große Energiebündel eine der vier Ausländerbeauftragten der Frankfurter Polizei. Den Wechsel empfand sie nicht als lebensgeschichtlichen Bruch. Die Polizei, das sei gerade für mißhandelte Frauen das falsche Feindbild, „denn wir wollen doch, daß die Polizei uns hilft!“

Emine Tekkilic kann sich ereifern – über Feministinnen, die „ihre Weiblichkeit verleugnen“: „Die denken, sie sind emanzipiert, weil sie ihren Körper frei zeigen.“ Das mache ihr angst. Mehr Angst noch als das Kopftuch ihrer Mutter. Was, bitte sehr, fragt sie, sei denn so schlecht an „weiblichen Werten: Mütterlichkeit, femininer Gestus, mal ein Kleid anziehen?“ Und setzt hinterher: „Ich kann meine Autoreifen trotzdem selber wechseln.“

Die rothaarige Frau trägt selbst kein Kopftuch. Trotzdem fühlt sie sich oft unter Druck: Als Frau, als Türkin in Deutschland und als Muslima. Die Arbeit im Männerbetrieb Polizei macht ihr Spaß. Und das, obwohl sich deutsche und türkische Männer in Konfliktsituationen gar nicht so unähnlich sind – beide Kulturen seien eben patriarchal geprägt. Junge Migranten „sind keine Lämmchen“, sagt sie. Die kämpften oft mit Identitätskrisen und Generationenkonflikten in ihren Familien. Für viele sei das Macho-Gehabe die einzige Möglichkeit, Macht zu haben: „Wer fängt sie auf, wenn sie ihre türkische Identität aufgeben? Die Eltern? Die Deutschen? Integration hört sich gut an, aber davon sind wir noch meilenweit entfernt.“

Tekkilic setzt in ihrem Job auf kleine Schritte. Dazu gehört die Schulung von Polizisten ebenso wie die Zusammenarbeit mit Eltern, Schulen und Jugendämtern. Schon die Kenntnis einfacher Verhaltensmaßregeln kann da wichtig sein. Zum Beispiel die, daß auch ein Polizist an der Tür einer türkischen Familie höflich fragen könne, ob er die Schuhe ausziehen soll. Oder daß zum Überbringen einer Todesnachricht am besten ein Verwandter oder der Imam geholt wird.

Auch sie werde nicht immer mit offenen Armen aufgenommen. Vor ihrem Studium an einer Fachhochschule für Sozialarbeit hatte Emine Tekkilic Friseuse gelernt. Das war für sie noch die Rückkehr in die Türkei gedacht: „Da konnte ich aber nur Haare bewegen und sonst gar nichts.“ Heide Platen