„Landratten-Träume“

■ Wrocklage und Porschke lehnen Castor-Transporte auf der Elbe ab

Die umstrittenen Castor-Transporte von der Schiene auf die Elbe zu verlegen, hält Hamburgs Innensenator Hartmuth Wrocklage (SPD) für „absurde Träume einer Landratte“. Vor allem Niedersachsen ist daran interessiert, die Proteste um die strahlende Fracht auf diese Weise zu umschiffen. Nach Presseberichten wird deshalb unter den Innenministern der Länder zur Zeit über alternative Transportwege diskutiert.

Die Castoren im Hamburger Hafen umzuschlagen, sei „nicht machbar“, so Wrocklage gestern. „Jeder, der sich auf die Elbe begibt, kann das erkennen.“ Beispielsweise sei die Fahrrinne sehr eng und berge ein hohes Gefahrenpotential. Außerdem wäre „jede Blockade des Hafens eine wirtschaftliche Katastrophe für Hamburg“. Für ihn sei klar, „daß wir in diesem Bereich auf die Schiene angewiesen sind.“

Auch seine Parteikollegin Anke Hartnagel, Umweltpolitikerin und Bundestagsdirektkandidatin in Nord, lehnt solche Überlegungen strikt ab: „Jedes Umladen stellt ein zusätzliches Gefahrenpotential dar.“ Hartnagel hält es außerdem für angemessen, angesichts der verstrahlten Castorbehälter und der daran entbrannten Sicherheitsdiskussion eine Volksabstimmung über den Ausstieg aus der Atomenergie durchzuführen.

Umweltsenator Alexander Porschke (GAL) kann hingegen schwimmenden Castoren durchaus etwas abgewinnen. Auf diese Weise würden die Innenminister dafür sorgen, „daß Greenpeace mal wieder seine Schlauchboote einsetzen kann“. Der Sitz der Umweltorganisation befindet sich günstigerweise direkt am Hafen. Er wünscht sich dennoch, daß „die Verwirklichung dieser Idee ins Wasser fallen wird“.

Der GAL-Abgeordnete Lutz Jobs ist da verhaltenskonservativer als sein Parteifreund. Er hat sich an den Protest an der Schiene gewöhnt. Ginge es auf die Elbe, „müßte ich erst mal Schlauchboot fahren lernen“. Doch ob Gleis oder Schiff, „es ist beides Schweinkram und gehört abgestellt“.

Auch der CDU-Umweltpolitiker Roland Salchow glaubt nicht, daß der Wasserweg Vorteile hätte. Proteste werde es so oder so geben. „Und das eigentliche Problem ist die Grenzwertüberschreitung“, mit der die AKW-Betreiber „moralisch unanständig“ umgegangen seien.

Silke Mertins