■ Urdrüs wahre Kolumne
: Stri-Stra-Streuselzeit

Es regnet. Und regnet. Die Deutschen raus bei der Fußball-WM. Depressionen nehmen überhand. Und wenn Du denkst, es geht nicht mehr, scheint irgendwo ein Lichtlein her. Diesmal aus dem Schaufenster einer Bäckerei, wo uns folgende Spruchweisheit beglückt: „Stri-Stra-Streuselkuchen: Ob Freud, ob Leid/es ist immer Streuselzeit.“ So sei es. So wahr ... Und dazu noch gehaltvoll!

Als Anwalt aller Versuchsaffen an der Bremer Uni wehre ich mich dagegen, mir von hergelaufenen AktivistInnen der US-imperialistischen Tierlobby-Gruppe PETA den Pistenrüpel Michael S. als Kombattanten aufschwätzen zu lassen. Ich gebe ja gern zu, daß dieses tumbe Crash-Kid mit den champagnerspritzenden Kumpanen so manchem unschuldigen Dummy der Automobilwirtschaft das Leben rettet, aber seit wann stehen Schaufensterpuppen, PETA-nackt oder ferraristarot, unter Artenschutz?

Ich gebe ja gern zu, daß die PDS dank ihrer wunderbaren Sarah-Rosa Wagenknecht bei mir diverse Funkelsteine im Brett hat, aber daß sich der olle Zechkumpan Werner Herminghaus für die PDS im Beirat Neustadt ausgerechnet für den Schicki-&-Micki-Schmus des kulturell so furchtbar wertvollen Pauker- und Therapeuten-Zirkus Roncalli stark macht, vermag mein klassenkämpferisches Hirn nicht ganz einzusehen. Soll der Manegenkaiser Bernhard Paul doch seine neuen Kleider wie Barum, Althoff, Krone und die anderen reisenden Volkstheater auf der Bürgerweide vorführen und nicht den kuriosen „Prädikat wertvoll“-Hochkultur-Bonus am Grünenkamp in Anspruch nehmen. Wenn von den richtigen Zirkussen lange keiner mehr da war, wird man nicht merken, wie nackt er ist, trotz Präsentation durch Kaufhäuser, Autofabriken und Klaus-Peterle Schulenberg.

Nur selten komme ich auf den wenig zeitgemäßen Gedanken, daß auch Männer manchmal die besseren Menschen sein können. Unter uns Kegelbrüdern jedenfalls wäre das nicht passiert, daß wir vor Gericht gezogen wären wie in dieser Woche jene Kegelschwestern aus Stuhr – und das nur, weil die eine angeblich die andere in Abwesenheit zwischen „Pumpe“ und „Alle Neune“ des Alkholismus bezichtigt hatte. Erst was auf die Klappe, dann zwei Bier/zwei Korn und Prösterchen – so hätte man den Fall aus der Männerwelt geschafft. Zur Nachahmung empfohlen, Ihr Damens!

Steht an der Grenzstraße in Walle ein PKW der Marke Ford, der für ganze fünfzehnhundert Mark zum Verkauf angeboten und ausweislich eines herzchenumkränzten Zettels im Seitenfenster „nur in gute Hände“ abgegeben wird. Die ganze Tragik der hier offenbar vorliegenden Situation enthüllt ein Blick auf das Heck des Fahrzeugs, auf dem der Aufkleber prangt: „Bis daß der TÜV uns scheidet.“ Was ist mit Herrchen passiert? Wo bleibt die Selbsthilfegruppe TÜV-geschiedener Autobesitzer? Der ADAC aber, er schweigt. Natürlich. Die sind ja genauso wie Matthias Wissmann auf dem Jugendtrip, gegen Stinker und Möhrchen.

Als schmieriger Moderator der kleinen Revue zur Eröffnung des Stadtteilfestes in Bremen-Walle lade ich nicht nur Dich und Sie ganz herzlich für den heutigen Abend in die Vegesacker Straße ein, sondern auch den JUNGE-LIBERALE-Sprecher Stefan Linke, damit er dort mit Betonung und frisch gewaschenen Haaren sein zeitkritisches Gedicht gegen Tempo-Limit als Rap vortragen kann: „Für Rentner, sozial Schwächere und die junge Generation ist das Autofahren ein Stück Lebensqualität und Lebensfreude.“ Gage: Ein Heiermann zum Erwerb eines Bobby-Car beim Flohmarkt! Ansonsten bittet um Gutwetter

Ulrich „Petrus“ Reineking