Prinzip Hoffnung

■ Hafenschlick-Lagerung in Stader Salzkavernen keine endgültige Lösung

„Statt auf Vermeidung und Verminderung setzt der Senat auf kurzsichtige Übergangsmaßnahmen.“ So kommentiert Detlev Grube, wirtschaftspolitischer Sprecher der Rathaus-GAL, das Gejubel, das in der Wirtschaftsbehörde und der Hamburger Presse ob der Möglichkeit, den giftigen Hamburger Hafenschlick in Salzkavernen bei Stade endzulagern, anhub.

Der US-amerikanische Konzern Dow Chemical, der bei Stade Salzkavernen besitzt, hat zu Beginn der Woche einer Endlagerung des kontaminierten Elbschlicks in den Kavernen zugestimmt. Die Idee, den toxischen Brei nun durch eine 40 Kilometer lange Pipeline in die Höhlen zu pumpen, hält Wirtschaftssenator Erhard Rittershaus für „eine sehr realistische und ökologisch vertretbare Lösung“. In wenigen Wochen sollen nun eine Machbarkeitsstudie und eine Kostenkalkulation fertig sein.

Der Hinweis auf die Salzkavernen ist dem niedersächsischen „Elbschlick-Forum“ zu verdanken, das sich im vergangenen Jahr mit dem giftigen Schlamm befaßt hat, da Niedersachsen dem Hamburger Senat zugesagt hat, ihm jährlich 200 000 Kubikmeter Schlick abzunehmen. 900 000 Kubikmeter „stichfester Schlick“ werden in Hamburg jährlich aus der Elbe gebaggert, in dem Schwermetalle und Gifte aller Art enthalten sind. Große Teile davon wurden bisher zu Hügeln im Süderelberaum geschichtet.

Von den Möglichkeiten, mit dem Baggergut umzugehen, hält Henning Zühlsdorff, Pressesprecher der Uni Lüneburg und Mit-Moderator des Elbschlick-Forums, die nun ins Auge gefaßte Lösung für die beste. „Es ist allerdings unbefriedigend, wenn von all den Maßnahmen, die wir zur Verringerung der Schadstoffbelastung vorgelegt haben, nichts weiter ernstgenommen wird“, erklärt er. „Für rund zehn Jahre mag dies jedoch ein gangbarer Weg sein.“ Und dann? Bis dahin stelle sich das Problem vielleicht gar nicht mehr, weil eine „Tendenz zur Verringerung der Belastung zu verzeichnen ist.“

Das wiederum hält der Wirtschafts-Grüne Grube für unglaubhaft: „Klingt nach Prinzip Hoffnung“. Die tatsächliche Vergiftung durch bestimmte Stoffe sei oft erst nach Jahrzehnten überhaupt meßbar. Langfristig müsse einer Vergiftung des Schlamms vorgebeugt und das Baggergutaufkommen verringert werden. uwi