Letzte Runde im Alsterpavillon

■ Verhandlungen mit Party-Service Brunckhorst gescheitert / 40 Arbeitsplätze bedroht / Ex-Interessent Altmann ist wieder im Spiel Von Timo Hoffmann

Wo sonst Gäste bei Kaffee und Kuchen bürgerlichen Luxus und den Blick über die Binnenalster genießen, informierte gestern der Betriebsrat des Alsterpavillons die Angestellten über die düstere Zukunft des traditionsreichen Cafés. Für mehr als 40 Angestellte geht es um ihren Arbeitsplatz. Sollte sich bis morgen nicht doch noch ein Investor für das seit mehr als zwei Jahren von der Pleite bedrohte Café am Jungfernstieg finden, wird der Alsterpavillon geschlossen und das Konkursverfahren eröffnet werden.

In der Nacht zum Dienstag war die letzte Verhandlungsrunde zwischen dem an einer Übernahme interessierten Party-Service Brunckhorst mit dem Betriebsrat und der Gewerkschaft Nahrung-Genuß-Gaststätten (NGG) gescheitert. Die Forderung des Party-Ausstatters, MitarbeiterInnen nach Belieben auch „springend“ in seinen anderen Betrieben einsetzen zu können, ist für NGG-Sekretär Oliver Schulte „nicht akzeptabel“. Auch der von Brunckhorst vorgeschlagene 200 000 Mark umfassende Sozialplan für die MitarbeiterInnen, die nicht für ihn arbeiten wollen, ist Schulte zu wenig. Die Vorstellungen der NGG über einen Abfindungsetat für die KellnerInnen und KöchInnen – von denen manche seit 38 Jahren dort arbeiten – bewegen sich zwischen 400 000 und einer runden halben Million Mark.

Für den NGG-Sekretär hätte die Annahme der Bedingungen Brunckhorsts die Aufgabe von Mitarbeiterrechten bedeutet. Dem Betriebsrat seien ohnehin immer nur fertige Papiere entgegengehalten worden, die er, so Schulte, „ohne Wenn und Aber“ unterschreiben sollte. Auch einen Betriebsrat habe die Firma Brunckhorst in einem von ihr betriebenen Alsterpavillon für überflüssig gehalten. In den Betrieben des Brunckhorst-Chefs Kurt Harms gebe es, so beklagt der Gewerkschafter, „grundsätzlich keine Betriebsräte“. Die Firma Brunckhorst hingegen findet es „unverständlich“, daß die MitarbeiterInnen des Alsterpavillons nicht bereit seien, „eine ihrer Qualifikation und Berufserfahrung angemessene Tätigkeit“ auch in anderen Brunckhorst-Betrieben auszuüben.

Gestern tauchte als Silberstreif am Horizont erneut der Name eines Interessenten auf, der sich schon vor Brunckhorst um eine Übernahme des Pavillons bemüht hatte. Auch ihm lägen Informationen vor, bestätigte Schulte, „daß bei Herrn Altmann wieder Interesse besteht.“ Der Chef einer Wein- und Sektkellerei aus Nierstein am Rhein war mit seinem Plan, zwei zusätzliche Verkaufs-Stände „für die Laufkundschaft“ neben den Alsterpavillon zu setzen, an Oberbaudirektor Egbert Kossak gescheitert. Sein Gebot für das Prestige-Objekt lag zudem mit einer Million Mark eine halbe Million unter dem von Brunckhorst. Im Gegensatz zu seinem Mitstreiter ist Altmann jedoch bereit, das Personal mit allen Rechten und Pflichten zu übernehmen (siehe nebenstehendes Interview).

Bei den Angestellten herrscht angesichts der ungewissen Zukunft Wut und Enttäuschung vor. „Das waren keine Verhandlungen, sondern ein Diktat“, kommentierte gestern Kellner und Betriebsratsmitglied Michael Gryselka.

Wie realistisch die Hoffnungen sind, das Ende des Prunkstücks auf dem Prachtboulevard noch abzuwenden, werden die nächsten Tage zeigen. Sektfabrikant Altmann zumindest steht „für weitere Gespräche zur Verfügung“.