Rassismus aus Ahnungslosigkeit

■ Jede Menge Sauberkeit: Neues Taxi-Unternehmen „617617“ erbost mit seiner Werbung nicht nur die Taxi-Kundschaft

„Unsere Taxis sind sauber, die Taxifahrer höflich, kennen sich in Hamburg gut aus und sprechen unsere Heimatsprache“, mit diesem Werbeslogan zwischen Heimattümelei und Rassismus wirbt das seit Mitte Juni in Hamburg aktive Unternehmen „Taxi 617617“. Um sich von der Konkurrenz abzuheben, habe man sich zu dieser Werbung der besonderen Art hinreißen lassen, erklärt Gerold Messal, einer der vier 617617-Gesellschafter, gegenüber der taz. Der Slogan sei „in einer Nacht- und Nebelaktion“ entstanden und flugs verbreitet worden, so Messal.

Als harmlos aber empfinden viele HamburgerInnen den Slogan nicht und melden sich meist erbost in der 617617-Zentrale. „Jeden Tag rufen mehrere Leute bei uns an, um zu fragen, ob wir ausländerfeindlich wären. Natürlich haben wir nichts gegen Ausländer“, versucht Messal zu beschwichtigen und fügt hinzu: „Bei uns arbeiten auch welche. Egal ob grüne oder graue, gelbe oder schwarze Menschen, alle genauso durcheinander gewürfelt, wie woanders auch.“

Für Jens Goldammer, Vorsitzender des Landesverbandes Hamburger Taxiunternehmer, ist „die Sache völlig daneben“. Rassismus würde er dem Unternehmen allerdings direkt nicht vorwerfen, eher „die Absicht, zu signalisieren, daß es dort keine Sprachprobleme gibt“. Für Jens Warnecke von der Taxigenossenschaft „das taxi“ ist es ein klarer Fall: „Das Plakat ist eindeutig rassistisch.“

Noch im März hatte Gerald Messal in dem Magazin „TAXI Hamburg“ arglos von einem „klaren Erscheinungsbild der 617er“ gesprochen: „Sauber, ordentlich, gepflegt und lernfähig!“ Neue Kunden wolle das Unternehmen mit „massiver Werbung“ anlocken, denn „mit Geld und neuen Ideen läßt sich viel bewegen“. Daß das Plakat kein geschickter Werbeschachzug, sondern eher ein Griff ins Klo war, hat Messal inzwischen eingesehen. „Selbstverständlich werden wir so etwas nicht noch mal machen. Aber was hängt, das hängt. Da können wir nichts mehr machen“, verspricht er reumütig – und lernfähig? Kerstin Meier