Bitte totsparen!

An und für sich könnte man den Bund der Steuerzahler e.V. für eine brauchbare Institution halten. Sein beharrliches Verweisen darauf, daß eine Politik eigentlich nicht mehr handlungsfähig ist, deren jährlichen Haushaltsmitteln von circa 18,5 Milliarden Mark eine beinahe doppelt so hohe Bankschuld von über 31 Milliarden Mark gegenübersteht, hat eine gewisse zwingende Logik. Daß dieser Bund sich dann aber beim Aufruf zum Sparen auf die absolut Schwächsten in der Kette der Ausgaben stürzt, nämlich die Zuwendungsempfänger im Bereich Kultur, ist schon eine hochnotpeinliche Angelegenheit. In unverfrorenen Schreiben, deren standardisierte Versendung an alle Zuwendungsempfänger nur beweist, daß man von der Materie keine Ahnung hat, teilt Frank Neubauer, Vorsitzender, etwa dem Metropolis oder dem Seniorenbildungswerk glasklar mit, daß man eine Kürzung der Zuwendungen um 15 Prozent „grundsätzlich für vertretbar“ hält. „Denkbar wäre“, so der Brief weiter „auch ein Einfrieren und ein schrittweiser Abbau der Subventionen an Ihrer Institution“. Daß es sich hierbei um Projekte handelt, denen schon zwei Prozent weniger Geld den Garaus macht, weiß man anscheinend nicht oder will es nicht wissen. Mit derartig unseriösen Schreiben erweckt die Organisation den Eindruck, man mache sich zum Büttel der Kulturlosigkeit.