Village Voice
: In Holz ist der Wurm

■ „Drei“ – das schwierige 3. Album von Holz

Streichinstumente in der Popmusik sind nicht erst seit Guns 'n' Roses ein Problem, und lange bevor Axl & Co. auf den Putz hauten, war Leonard Cohen schon eines. Wegen „Suzanne“. Aber kann man ihn nicht einfach irgendwo am Wegesrand liegenlassen?

Anscheinend nicht. Sängerin Susie van der Meer jedenfalls hat sich etwas ganz Perfides ausgedacht, um dem croonenden „Ladies' Man“ so richtig tödlich einen überzubraten: eine oberfiese Coverversion von – natürlich – „Suzanne“... und Susie nimmt dich mit, zu Suzanne an den Fluß. Und du willst nicht mit ihr reisen, doch der Ohrwurm sagt: Du mußt.

Unterstützt wird sie dabei leider vom Holz. Das Holz war eine dieser tollen Bands, die man nur besten Freunden unter den Weihnachtsbaum legte. „Alles, was wir brauchen, sind zwei Geigen und ein Schlagzeug“, lautete der holzige Schlachtruf – und recht hatten sie: „Horst“, „Eloise“ oder schlichtweg „Helga“ konnten ihre Stücke heißen – immer erreichten sie mit minimalem Equipment eine maximale Bandbreite an Assoziationen und Emotionen. Das landete zwar eher im Kunst-Regal als in der Gewerbe-Schublade, war aber dennoch eher unglaublich entzückend als incredibly strange. Und nun „Drei“, das schwierige dritte Album, das sich nicht nur durch die neue Violinistin Kati Gramß von seinen Vorgängern unterscheidet.

Das Intro, das in einem Restaurant aufgenommene Fetzen einer mondänen Konversation (Gourmet-Guide, Marlene Dietrich, etc.) versammelt, hätte Warnung genug sein sollen. Denn abgesehen davon, daß man mit vollem Mund nicht spricht, braucht das Holz inzwischen auch jede Menge überflüssigen Krimskrams: Synthesizer, Sampler, Sequenzer usw. Dazu gleich drei Stimmen, eine schlimmer als die andere.

Dein Lakai Alexander Veljanov versucht sich an den Sisters of Mercy, an die man nun wirklich nicht erinnert werden möchte, und gibt uns obendrein „Jolene“ von Dolly Parton in der Gruft-Version, während sich Sven Regener auf dem Weg zwischen Hinterhofidylle und Lifestyle-Melancholie extra eine Nummer aus der spinnwebenverhangenen Dachkammerseele abgerungen hat: „Über nachtschwarzen Häusern singt der Wind ein ratloses Lied“, und alles Weitere erfahren Sie im öffentlich-rechtlichen Kulturprogramm für den anspruchvollen Berlintouristen. Der karge Rest reißt es auch nicht raus, besonders schwer daneben gerät „Klemi“, Track 4. Als säße man im kleinen Huxley's und wollte der Durutti Column lauschen, während sie im großen New Model Army so richtig abrocken, und dauernd rennt jemand raus und rein – was in Anbetracht von „Augustin“, „Olga“ und all den anderen gelungenen Vorgängern ziemlich bedauerlich ist. Gunnar Lützow