Kolumbianer unter sich

■ Mainzer Friedensgespräche finden ohne Bonner Vertreter statt. Grund: Werner Mauss

Wenn in Mainz die Kommandanten der Guerilla ELN und Vertreter der kolumbianischen Zivilgesellschaft am Runden Tisch Platz nehmen, schickt die Bundesregierung keinen Vertreter. Das liegt auch daran, daß ein Mann dabei sein will: der Agent Werner Mauss. Das Auswärtige Amt war zwar von der Absicht der deutschen Bischofskonferenz informiert, den Kolumbianern ein Dach für Friedensgespräche zu geben. Offizielle Bonner Linie aber ist: Wir vermitteln in Kolumbien erst, wenn wir gefragt werden.

So abweisend zeigte sich Bonn nicht immer: 1996 zogen Staatsminister Bernd Schmidbauer und Mauss ihre Fäden, um die kolumbianischen Konfliktparteien in Bonn an einen Tisch zu bringen. Der damalige kolumbianische Innenminister Horacio Serpa traf Schmidbauer im Kanzleramt. Mauss und Schmidbauer konferierten am Rande einer UN-Versammlung in New York mit Präsident Ernesto Samper. Im November 1996 platzten die Pläne: Die kolumbianische Polizei verhaftete das Ehepaar Mauss alias Schröder dabei, eine entführte Deutsche außer Landes zu bringen.

Das brachte die anderen Missionen des Agenten ans Licht: Mit seinem Minister hatte er die Freilassung von mindestens neun ausländischen Geiseln aus den Händen der Guerilla erreicht – und dafür von den Firmen der Opfer Millionen verlangt. Seine Kontakte zur ELN hatte sich Mauss 1984 erkauft: Die Rebellen entführten Mitarbeiter der Firma Mannesmann, die eine Pipeline durch ihr „Hoheitsgebiet“ verlegen wollte. Mauss vermittelte, die Rohrleitung wurde rechtzeitig fertig.

Die Rebellen akzeptierten Mauss gern als Vermittler, immerhin lud er die Führungsspitze der Guerilla mehrmals nach Deutschland ein. Dabei trafen sich die Guerilleros auch mit Schmidbauer. Mit der Festnahme des Agenten geriet Schmidbauer ins Schwitzen: Mauss sei nur in einer humanitären Angelegenheit Nothilfe gewährt worden – Tarnpässe auf falsche Namen und Schutzbriefe der Botschaft in Bogotá, in denen Mauss bescheinigt wurde, „in offizieller Mission“ zu reisen. „Mauss hat kein Mandat der Bundesregierung“, sagte Regierungssprecher Hauser jetzt. Brauche er auch nicht, meint der Agent, er habe das Mandat der Konfliktparteien. Peter Schumacher