Alles hat ein Ende, auch die Love Parade

■ Auch wenn die offizielle Gegendemonstration, die "Fuck Parade", fast im Regen abgesoffen wäre, 67 Technojünger wegen Drogen festgenommen wurden und 200 Tonnen Müll auf den Straßen und Parks der Sta

Der Anfang machte dem Namen alle Ehre: Die „Fuck Parade“, die fast zeitgleich mit der Love Parade startete, begann mit Pißwetter. Gerade als sich gegen 15 Uhr die elf düsteren Wagen vor dem „Bunker“ in der Reinhardtstraße in Mitte in Bewegung gesetzt hatten, goß es wie aus Kübeln. So fiel es nicht schwer, böse dreinzuschaun. Schließlich war man ja hier, um gegen die verlogene, weil kommerzielle Love Parade zu demonstrieren. Die meisten Alternativ-Raver waren wenig glamourös ganz in Schwarz gekleidet. Statt Sonnenblumen, freizügigen Tops und Waschbrettbäuchen überwogen Lederkluft und Irokesenschnitt. Doch der Wolkenbruch war flugs vorbei, und so konnten sich einige selbst ein Lächeln nicht verkneifen.

„Fuck Parade“-Veranstalter Martin Kliehm alias DJ Trauma XP aus Frankfurt zählte am Ende fast 2.000 Teilnehmer. Die Polizei aber machte nur die Hälfte aus. Der überschaubare Zug, der quer durch die Ostberliner City bis zum Neptunbrunnen am Alexanderplatz führte, wurde von einem in Kunstnebel getauchten Kleinlaster mit dem Schriftzug: „One World – No Chance“ angeführt. Die Musik – von überdrehtem Death Metal bis zu Punk Techno – war so gnadenlos hart, daß vor Schreck Alarmanlagen parkender Autos am Straßenrand ansprangen. Staunende Passanten hielten die Klänge, die aus den großen Boxen drangen – eine Mischung aus Industrielärm und startenden Düsenjets – für den größtmöglichen zivilisatorischen Unfall. Daran konnte auch ein Wagen nichts ändern, der für das „Bündnis Zukunft statt Arbeit“ warb. Ein anderer lud zur „Free Acid Techno Party“ im Anschluß an die offizielle Gegendemonstration zur Love Parade ein.

Richtig gemütlich wurde es dann doch noch zum Schluß vor dem Roten Rathaus, als sich in der Abenddämmerung die Sonne noch einmal zeigte. Die Punks vom Alexanderplatz verbrüderten sich mit den Hardcore-Fans, und kleine Grüppchen tanzten ausgelassen um die Wagen herum. Nur von erotischen Annäherungen oder gar mehr war nichts zu sehen auf der „Fuck Parade“. Und so blieb am Ende die entscheidende Frage unbeantwortet: „Was it sex or only love?“ Ole Schulz