Heute im Angebot: Lehrstellen

■ Großer Andrang beim ersten Ausbildungsfest am Wochenende. Rund 500 Ausbildungsstellen wurden vergeben, doch bei 12.000 fehlenden Lehrstellen gingen auch diesmal wieder viele leer aus

Anke strahlt über das ganze Gesicht. Ihre Mutter auch. Der Grund für das momentane Glücksgefühl der beiden: Der Ausbildungsvertrag für die Tochter ist unterschrieben, Ankes berufliche Zukunft erst einmal abgesichert. Sie ist nun Azubi in spe, ab September kann sie ihre Ausbildungsstelle als Industrie-Elektronikerin antreten.

Die Schulabgängerin war eine der Glücklichen, die bei dem Ausbildungsfest am Kreuzberger Urbanhafen noch eine Lehrstelle ergattern konnten. Von Freitag bis gestern abend wurden dort im Rahmen eines Straßenfestes insgesamt etwa 500 Lehrstellen vergeben. Rund 50 Unternehmen und Betriebe präsentierten ihre Ausbildungsmöglichkeiten und gaben Tips in Sachen Bewerbung und Vorstellungsgespräch.

Der Andrang unter den Jugendlichen war groß. An den drei Tagen kamen Hunderte Jugendliche mit ihren besorgten Eltern, um es nach zahlreichen erfolglosen Bewerbungen doch noch einmal zu versuchen. Organisator dieser Ausbildungsvermittlung kurz vor Torschluß ist der „Kreuzberger Kreis“. Das ist ein Zusammenschluß von rund 60 Firmen, die sich im letzten Jahr zusammengetan haben, um zusätzliche Ausbildungsplätze zu schaffen. Nachdem sie im vergangenen Jahr 200 zusätzliche Lehrstellen schaffen konnten, versucht der Kreis mit dem ersten Straßenfest dieser Art, das Negativ-Image der Ausbildung wieder aufzupolieren. „Ausbildung soll ja eigentlich Spaß machen“, sagte Ulrich Heuke, Geschäftsführer von Visolux und Gründungsmitglied des Kreuzberger Kreises.

Während Anke zu den Glücklichen an diesem Wochenende zählte, ist der 20jährigen Katharina das Lachen längst vergangen. Sie sucht schon seit Monaten eine Lehrstelle als Tischlerin und hatte auch beim Ausbildungsfest kein Glück. Über ihren Traumberuf waren kaum Informationen oder Adressen einzuholen, von freien Ausbildungsplätzen im Holzbereich konnte keine Rede sein. „Mir hat diese Veranstaltung eigentlich nichts gebracht“, sagte sie mißmutig.

Tatsächlich hatten nicht alle Unternehmen vor Ort Ausbildungsplätze anzubieten. So konnte zwar Edeka mit noch 20 Stellen etwas mehr als nur warme Worte unter den Suchenden verteilen. Doch viele andere Unternehmen beschränkten sich auf gute Ratschläge. Deshalb wollte sich Ulrich Heuke vom „Kreuzberger Kreis“ angesichts der über 12.000 arbeitslosen Schulabgänger in Berlin mit dem Ergebnis des Festes auch nicht zufriedengeben. Vielmehr strebt er das ehrgeizige Ziel an, im nächsten Jahr „ganz Berlin zu mobilisieren“. Viele Unternehmen hätten ihre Unterstützung für kommendes Jahr bereits angekündigt. In diesem Jahr haben bereits 214 Firmen mitgeholfen – vorwiegend mit Sponsorengeldern – die Veranstaltungen zu ermöglichen. „Doch das ist längst nicht genug“, so Heuke.

Denn auch das warmherzigste Angebot von seiten der Arbeitgeberschaft kann bei entmutigten Schulabgängern nur ein müdes Lächeln hervorlocken. Elf Ausbildungsplätze wollte der Vertreter der Berliner Volksbank bei der Podiumsdiskussion am Freitag abend dem Publikum schmackhaft machen und erntete bei den Jugendlichen wenig Dankbarkeit. Ein Zuhörer kommentierte das Angebot: „Elf Ausbildungsplätze für zwölftausend Suchende“, schimpfte er. „Wat bringt denn dit?“ Der Regierende Bürgermeister Eberhard Diepgen (CDU) hingegen äußerte sich „hocherfreut“ über die Veranstaltung. Corinna Budras