Lobbyisten und Bombenleger?

■ Ein Exilkubaner beschuldigt die Kubanisch-Amerikanische Nationalstiftung, die Bomben auf Hotels in Kuba finanziert zu haben

Berlin/New York (taz/AFP) – Ein in den USA lebender Exilkubaner hat der einflußreichen Kubanisch-Amerikanischen Nationalstiftung (CANF) vorgeworfen, Drahtzieher einer Serie von Bombenanschlägen auf kubanische Fremdenverkehrseinrichtungen im vergangenen Jahr zu sein. Luis Posada Carriles, der die Anschläge organisiert haben will, sagte der New York Times, die CANF habe die Anschläge finanziert. Der Vorsitzende der Stiftung, Roberto Martin Pérez, bezeichnete die Aussagen Posadas als unwahr.

Zwischen dem 12. April und dem 4. September 1997 wurden insgesamt elf zum Teil fehlgeschlagene Bombenanschläge gegen Touristenhotels und Restaurants in Kuba verübt. Bei einem der Anschläge wurde ein italienischer Tourist getötet. Ein Attentäter, Raúl Ernesto Cruz León, sitzt auf Kuba ein. Cruz León habe für ihn gearbeitet, sagt Posada. Weitere Beteiligte seien auf freiem Fuß. Bald werde man Neues aus Kuba hören, drohte er.

Posada, ein Veteran der gescheiterten Schweinebucht-Invasion, wurde in den 60er Jahren vom US-Geheimdienst CIA ausgebildet und beteiligte sich seither an zahlreichen terroristischen Aktionen gegen Kuba. In dem Interview bezichtigt er vor allem den im vergangenen Jahr verstorbenen CANF-Gründer Jorge Mas Canosa der direkten Verantwortung für die Anschläge. Mas Canosa habe ihm mehr als 200.000 Dollar (rund 360.000 Mark) gegeben und persönlich die Ausführung überwacht, sagte Posada gegenüber der Zeitung. Der CANF-Chef habe „alles kontrolliert“. Er, Posada, sei so etwas gewesen wie der bewaffnete Arm der CANF.

Seit Anfang der 80er Jahre hatte Mas Canosa Zugang zu einflußreichen Kongreßmitgliedern und zum Weißen Haus. Er sorgte mit dafür, daß die USA die Sanktionen gegen Kuba verschärften. Die CANF hatte offiziell stets Gewalt abgelehnt – gleichzeitig aber alles begrüßt, was dem kubanischen Regime schade. pkt