Ärzte bestätigen natürlichen Tod Abiolas

■ Nach der Beisetzung des nigerianischen Oppositionsführers liegt der Autopsiebericht vor. Sein Sohn beschuldigt erneut die Militärjunta

Lagos (rtr/AFP) – Nigerias Oppositionsführer Moshood Abiola ist nach Einschätzung eines internationalen Ärzteteams eines natürlichen Todes gestorben. Nach einer mehrstündigen Obduktion teilten die Mediziner am Samstag mit, der 60jährige sei aller Wahrscheinlichkeit nach einem seit langem bestehenden Herzleiden erlegen. Eine von Gegnern der Militärjunta befürchtete Vergiftung der Galionsfigur der Opposition sei sehr unwahrscheinlich.

Die aus Großbritannien, den USA und Kanada angereisten Pathologen teilten nach der Leichenschau mit, sie hätten auch die beim Zusammenbruch Abiolas anwesenden Mitglieder einer US-Regierungsdelegation befragt. Nach deren Schilderungen sei eine Vergiftung Abiolas unwahrscheinlich. Allerdings könne noch nicht gesagt werden, ob der wahrscheinliche Sieger der Präsidentenwahl von 1993 während seiner vierjährigen Haft ausreichend medizinisch versorgt worden sei.

Gestern veröffentlichte die der Familie Abiola gehörende Zeitung Sunday Concord Passagen aus Abiolas Tagebuch, in denen er die Verweigerung medizinischer Hilfe während der Haft beklagt. Der Oppositionsführer war 1994 unter Verratsvorwürfen inhaftiert worden, weil er sich am ersten Jahrestag der Präsidentenwahlen zum Staatschef ausgerufen hatte. Nach dem Tod des Militärmachthabers Sani Abacha im letzten Monat galt seine Freilassung als unmittelbar bevorstehend.

Abiolas Arzt Ore Falomo wies darauf hin, daß die Autopsie noch nicht abgeschlossen sei. In Großbritannien und Kanada würden noch Gewebeuntersuchungen vorgenommen, bevor der endgültige Bericht veröffentlicht werde.

Unterdessen beharrte Abiolas Sohn Kola auf der Schuld der Militärjunta. „Man muß niemanden vergiften, um ihn zu töten. Mein Vater war vier Jahre ohne angemessene medizinische Versorgung eingesperrt. Wir wissen, wer daran die Schuld trägt“, sagte Kola Abiola.

Moshood Abiola wurde noch vor Bekanntgabe der Autopsieergebnisse auf dem Grundstück des Hauses seiner Familie in einer einfachen Zeremonie nach islamischem Ritus beigesetzt. Mehrere tausend Anhänger wurden durch Straßensperren an der Teilnahme gehindert. Bei Krawallen sollen seit Bekanntwerden des Todes von Abiola am Dienstag abend rund 60 Menschen getötet und 400 verhaftet worden sein. Am Wochenende kam es in dem bevölkerungsreichsten Land Afrikas zu keinen neuen Unruhen.