Eitel Freude auch ohne Buffet

■ Bremer Lagerhaus-Gesellschaft im Aufwind: Neue Struktur macht aus Hafenfirma begehrten Partner / Aktionäre zufrieden

Noch nicht einmal die alle Jahre wieder vorgetragene Forderung einiger Friedensaktivisten nach einem Stopp der Rüstungsexporte über die Bremischen Häfen konnte die gute Stimmung der Aktionärsriege der Bremer Lagerhaus-Gesellschaft (BLG) trüben: „Wir identifizieren uns mit ihren Anliegen“, sprach milde BLG-Aufsichtsratsschef Dieter Berghöfer. Aber die Hauptversammlung einer Aktiengesellschaft sei nun mal nicht der Ort für politische Debatten – eher eine Gelegenheit, im Park-Hotel eine große Zukunft der im letzten Jahr total umgekrempelten Bremer Hafenumschlagsgesellschaft zu beschwören.

„Wir hingen hier am seidenen Faden“, erinnert Aktionär Bernd Günther aus Bremerhaven an vergangene schlechte Zeiten, als die BLG noch am Gängelband der Politik lief. Die Forderung der Stadtgemeinde, Bremen als Universalhafen mit dem Umschlag aller möglichen Güter zu betreiben, sorgte neben hohen Personalkosten und Pensionen für rote Zahlen.

Das ist Vergangenheit. Die Altlasten hat die „neue BLG“ der Stadt überlassen und selbst kräftig Personal abgebaut (minus 422 auf 2.554 Mitarbeiter). Was kein Geld bringt, wie der Getreideumschlag, wird aufgegeben. Die Stadtgemeinde ist nurmehr an der Dach-Holding beteiligt, die sieben Untergesellschaften, die die Geschäftsfelder vom Containerumschlag bis zum Verkauf von Logistik-Know-How abwickeln, arbeiten selbständig. Und alle liefern, wie BLG-Vorstandschef Hans-Heinrich Pöhl betonte, einen Beitrag zum „befriedigenden“ Jahresergebnis 1997 (plus 1,27 Millionen Mark). Für das laufende Jahr meldete Pöhl weiterhin starkes Wachstum und versprach „deutlich schwarze Zahlen“.

In der Tat ist die BLG mittlerweile ein begehrter Kooperationspartner: Die gemeinsame Firma mit der südafrikanischen Fruchtvermarktungsgesellschaft Capespan und der Spedition Heuer an der Bremerhavener Columbuskaje sichert das Geschäft mit Südafrika. Die ab 1999 vereinbarte Fusion der BLG Container GmbH & Co mit dem Hamburger Unternehmen Eurokai wird es erstmals möglich machen, die Seehäfen Bremen und Hamburg gemeinsam zu vermarkten. Die kürzlich gegründete North Sea Terminal Bremerhaven (NTB) der BLG-Containertochter und der Großreedereien Maersk und Sea-Land soll mehr Ladung nach Bremerhaven holen und 180 neue Jobs schaffen. Angesichts der zweistelligen Wachstumsraten im Containerumschlag drängt Pöhl darauf, zügig den weiteren Ausbau des Bremerhavener Containerterminals zu planen, nachdem die Forderung nach einer Vertiefung der Außenweser jetzt erfüllt werde.

Daß Bremer Fachwissen weltweit begehrt ist, belegt für die BLG der Vertrag ihrer Logistik-Tochter mit dem Hafenbetrieb von Singapur, dem weltgrößten Containerhafen: Im Bereich der Auto-Logistik haben beide eine Kooperation in Asien vereinbart. Und so war Aktionär Günther „sehr zufrieden“, auch wenn die vehement geforderten Häppchen nicht aufgefahren wurden. Man habe „das Gefühl, es ist Schwung im Laden“. Die Herrenriege auf dem Podium nahm die Huldigung dankbar entgegen.

Joachim Fahrun