Giftstoffe in Alliiertenwohnungen bestätigt

■ Landeseigenes Institut stellt Überschreitung der Grenzwerte in Alliiertenwohnungen fest. Das von Mietern beauftragte Institut überprüft derzeit auch im Auftrag des Bundes die Wohnungen. Sanierun

Das Parkett in den 6.000 Berliner Alliiertenwohnungen ist nicht nur rutschig, sondern auch gefährlich. Seit Mai dieses Jahres beschweren sich Mieter über hohe Schadstoffbelastungen aufgrund der Verwendung eines inzwischen vom Markt genommenen Parkettklebers. Die von einem Frankfurter Institut im Mai festgestellte Überschreitung der Grenzwerte, insbesondere des krebserregenden Benzo(a)pyren, wurde nun auch vom landeseigenen Berliner Institut Itox bestätigt. Fazit des Gutachtens, das der taz vorliegt: Es sollten kurzfristig Maßnahmen „zur Minderung der Exposition der Bewohner durch entsprechende Schadstoffe getroffen werden“. Derzeit überprüft Itox im Auftrag des Eigentümers, der Oberfinanzdirektion (OFD), einen Großteil der Alliiertenwohnungen. Weil die Bekanntgabe der Ergebnisse aber auf sich warten läßt, hat die „Interessengemeinschaft Schadstoffbelastung in Berliner Alliiertenwohnungen“ das landeseigene Institut selbst mit der Überprüfung von fünf Wohnungen beauftragt.

Das gestern bekanntgewordene Ergebnis: In einer Wohnung wurde die vom Umweltbundesamt als Richtlinie veröffentlichte Grenze von 10 Milligramm Benzo(a)pyren pro Kilo Hausstaub mit 2.150 Milligramm deutlich überschritten. Der Grund für diesen Wert liegt dem Gutachten zufolge vermutlich an Schäden im Parkett. Dort, wo das Parkett in gutem Zustand war, waren die gefährlichen Klebestoffe nicht in dem Maße in den Hausstaub gelangt. In einer anderen Wohnung lag die Konzentration von Benzo(a)pyren bei 90 Milligramm pro Kilo. Die Interessengemeinschaft fordert nun von der OFD eine sofortige Messung in allen Wohnungen und die Offenlegung der bisherigen Meßergebnisse.

Das Ergebnis der von den Mietern angestrengten Itox-Studie kommt für den Sprecher der OFD, Helmut John, allerdings nicht überraschend. Zwar sei die von der OFD in Auftrag gegebene Itox-Untersuchung noch nicht abgeschlossen. Aufgrund einer gestern einberufenen informellen Besprechung könne er aber sagen, daß die Meßergebnisse „total uneinheitlich“ seien. Zwar werde der vom Umweltbundesamt angegebene Grenzwert von 10 mg/kg vielerorts überschritten. Eine akute Gefährdung, so John, beginne laut Umweltbundesamt aber erst bei 3.000 mg/kg. Dieser Wert sei bisher aber in keiner der Wohnungen festgestellt worden.

Während die betroffenen Mieter der Oberfinanzdirektion nun vorwerfen, den Schaden zu bagatellisieren, rätselt der Eigentümer noch immer über die notwendigen Maßnahmen der Sanierung. „Wir wissen nur noch nicht so recht, wie wir das in Angriff nehmen sollen“, so John zur taz. Man könne schließlich nicht die Mieter von 6.000 Wohnungen auf einmal umsetzen. John sprach sich deshalb für Sofortmaßnahmen wie die „Absperrung des Bodenbelags durch Teppiche oder Linoleum“ aus, auch wenn dies natürlich keine dauerhafte Lösung sei. Eine Klärung von Art und Umfang der Sanierung soll nun eine Beratung mit dem Bundesbauministerium Ende August bringen. Uwe Rada