In ökologischen Zusammenhängen denken!

■ betr.: „Aggressive Algen im Mit telmeer“, taz vom 6. 7. 98

Grünalgen (zum Beispiel Caulerpa taxifolia), Blaualgen (siehe dazu z. B. taz vom 14. 8. 97: „Blaualgen machen Badende krank“) wie generell alle Lebewesen passen ihr Wachstum an die herrschenden Umweltbedingungen an. Ändern sich diese, beispielsweise durch die sommerliche Erhöhung der Temperatur, aber ebenso durch erhöhte Nährstoffeinträge (von Nitraten und Phosphaten), so kann dies durchaus zu einer Verschiebung in der Artenzusammensetzung als Reaktion auf ebendiese neuen Umweltbedingungen führen. Dies insbesondere dann, wenn Arten in andere Weltgegenden „eingeschleppt“ wurden (siehe dazu u.a. Beiträge in der taz vom 12. 5. 97, 12. 8., 13. 8., 14. 8., 18. 8., 18. 10. 97). Insofern gibt es also im Mittelmeer keine „Killeralgen“ oder „aggressive Algen“.

Aggressiv daran ist allenfalls der unverändert hohe Eintrag ungeklärter Fäkalien, der bei gleichzeitiger Erhöhung der Außentemperaturen (im Sommer nicht ungewöhnlich, jedenfalls im südeuropäischen Mittelmeergebiet) zu einem verstärkten Wachstum unterschiedlicher Algen führt. Darüber sollte auch ein alljährlich wiederkehrendes Sommerloch in den Medien nicht hinwegtäuschen: Bitte in ökologischen Zusammenhängen denken! Michael Wettern, Botanisches

Insitut der TU Braunschweig