■ Querspalte: Schily hat fertig
Sprechen wir mal über „Selbstverständlichkeiten“ diesseits und jenseits von CSU und SPD: Dazu gehöre, sagt Otto Schily, „daß wer hier seinen dauerhaften Wohnsitz nimmt, die deutsche Sprache erlernt“. Damit die dauerhaften Wohnsitz Nehmenden es richtig verstehen: aber subito und just in time, Mesdames et Messieurs. Die Zeit drängt, denn der präsumtive Innenminister sieht für eine „zusätzliche Zuwanderung“ „gar keinen Spielraum“. Außerdem: „Die im Salon darüber reden, sind von den Folgen nicht betroffen.“ Offen läßt Schily, ob wir im Spiel- oder im Frisiersalon sitzen, während die Deutschsprach-für-alle-Forderer regelmäßig das Bräunungsstudio neben ihrer Stammtischkneipe besuchen. Der Nebenwiderspruch, daß „Kriminelle Ausländer raus“- Ausländer – sind sie einmal draußen – erst recht kein Deutsch lernen werden, wird nicht vor 2010 diskutiert. Reicht es eigentlich, wenn man die deutsche Nationalhymne mitsingen kann? Nein. Das Thema ist komplizierter, denn es ist natürlich zweierlei, ob ein Kosovo-Nigerianer „Ubba, ubba“ sagt oder ein charmanter Italiener „Ich habe fertig“, ein Satz gebrochenen Deutsches, den die SPD übrigens voller Stolz auf ihre Witzischkeit sofort für ihre Anti-Kohl- Propaganda verwendete.
Die Wahlkampftümelei wird im übrigen nichts helfen. Die Wählerinnen und Wähler, die pragmatischen zumindest, sind seit der WM anderer Ansicht. Während Nationen mit einem vernunftorientierten Staatsangehörigkeitsrecht zumeist bezaubernden Fußball spielen, quält sich der Deutsche, während er Peinliches quatscht, auf jedermann und -frau abstoßende Weise bis ins Viertelfinale. CDU/DFB-Präsident Mayer-Vorfelder sieht das auch, wenngleich sein Beispiel, nun ja...: „Ende der 30er Jahre war die Ausländerpolitik im Fußball eine ganz andere...“ Bedanken wir uns abschließend im Namen der deutschen Sprache bei Signore Trapattoni, daß er den Mut hatte, trotz mangelhafter Grammatikkenntnisse in Deutschland tätig zu sein. Dietrich zur Nedden
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen