Einsatz für „SAR Hamburg 71“

Heute vor 25 Jahren nahm Hamburgs Rettungshubschrauber seinen Dienst auf  ■ Von Kai von Appen

Wenn im Rettungszentrum des Bundeswehrkrankenhauses in Wandsbek das Alarmsignal ertönt, wird's hektisch. An der Wand blinken die Buchstaben „RTH“ auf: Einsatz für den Rettungshubschrauber. Der Pilot wirft einen Blick auf die Depesche, die sich zeitgleich aus dem Drucker schiebt. „Person ohne Bewußtsein“, steht da und außerdem der Einsatzort. Die vierköpfige Crew sprintet zum Helicopter. Kurz darauf hebt der Hubschrauber, mit technischem Namen „Bell UH-1D“, ab. Innerhalb von 25 Sekunden erreicht er eine Geschwindigkeit von 200 Stundenkilometer.

Heute, genau vor 25 Jahren, nahm der Flieger der Bundeswehr in Hamburg seinen Dienst auf. Die „Bell“ ist Bestandteil des hanseatischen „Primärrettungssystems“. Hamburg ist mit ihr die einzige Metropole, die über einen eigenen Rettungsflieger verfügt. Am Dienstag flog der Helicopter, der unter dem Funkrufnamen „SAR Hamburg 71“ läuft, seinen 35.000 Notfalleinsatz. „SAR“, das steht für „search and rescue“ – Suche und Rettung.

Ob Herzinfarkt, Betriebsunfall oder Autocrash – immer wenn es Schwerverletzte gibt und die Notarztwagen der Feuerwehr nicht zur Verfügung stehen, hebt die „Bell“ auf Weisung des Feuerwehrdisponenten ab. Gerade für Notfälle im Hafen wird die „Bell“ gern von der Feuerwehr geordert, aber auch in der engen Max-Brauer-Allee setzt er schon mal zur Landung an. Der Rettungshubschrauber, so erklärt Oberfeldwebel Frank Meisen, „erreicht durchschnittlich innerhalb von acht Minuten jeden Einsatzort in der Stadt“.

Die Besatzung der „Bell“ besteht aus einem Piloten, einem Bordmechaniker, einem Notarzt und einem Rettungsassistenten. Notfalls können Schwerverletzte unter medizinscher Versorgung ins Krankenhaus transportiert werden. Oft reicht es aber aus, wenn Notärzte am Unfallort zur Versorgung abgesetzt werden.

Aufgrund des schwierigen Einsatzgebiets werden nur Piloten eingesetzt, die über 1000 „Bell“-Flugstunden verfügen und Ortskenntnisse besitzen. Denn über dem Stadtgebiet operieren die Piloten ausschließlich unter Sichtflugbedingungen. Daher steht die „Bell“ auch nur bis Sonnenuntergang zur Verfügung. „Ein Anflug bei Dunkelheit verbietet sich“, erklärt Meisen, „da Hindernisse nicht frühzeitig erkannt werden können.“ Immerhin sei selbst bei Tageslicht manch tückische Stromleitung kaum wahrnehmbar.

„Wir landen oft auf Plätzen, die im Vergleich zu anderen Landeflächen wie Briefmarken anmuten“, meint einer der „Bell“-Piloten. Eigentlich muß ein Landeplatz mindestens 30 mal 30 Meter groß sein. Doch bei der „Bell“-Crew gibt es Ausnahmen: „Gerade wenn das Leben von Kindern in Gefahr ist“, so ein Crewmitglied, „landen wir auch mal bei 17 Metern Umfang.“ Bei einem Rotorradius von 14,8 Metern bleibt da pro Seite gerade mal ein Meter Abstand zwischen Rotorblatt und Hauswand.