■ Surfbrett
: Der echte Anarchismus aus dem Lehrbuch

Auch wer sich bei Demonstrationen nicht unbedingt hinter den schwarzroten Fahnen einreiht, sollte gelegentlich die Adresse www.nvg.unit.no/~rchg/anarchy/ anwählen. Das ist vor allem deswegen nützlich, weil diese Website den verbreiteten Glauben korrigiert, das Internet selbst sei anarchisch. Ein fast schon lächerlicher Irrtum – als habe das Pentagon seinerzeit nichts Besseres zu tun gehabt, als die Abschaffung des Staates auf elektronischen Weg vorzubereiten. Darum geht es ernstzunehmenden Anarchisten immer und natürlich auch im Web, das sie schon länger nutzen als die traditionelle marxistische und sozialistische Linke. Die auf mehreren Servern abrufbare „Anarchy-FAQ“ ist mittlerweile zur Version „6.8“ fortgeschritten. Sie hält sich streng an das den Computerfans vertraute Schema der „häufig gestellten Fragen“ und liefert wirklich lesenswerte, ausführliche Zitate aus der älteren und neueren anarchistischen Literatur. Neue Fragen sind hinzugekommen. Anarchisten müssen sich heute gegen falsche Freunde wehren, nämlich gegen die libertären Kommunitaristen in den USA, die den Staat für mehr oder weniger überflüssig halten. Das finden Anarchisten frivol, sie wollen den Staat abschaffen, weil sie ihn für kapitalistisch halten. niklaus@taz.de