Ein weltweites Imperium im Zeichen des gelben M

■ Wie aus einem kalifornischen Barbecue-Imbiß die weltgrößte Fast-food-Kette wurde

Ohne Richard McDonald, schauderte es einen Redakteur der Zeitschrift Management Today, würden wir möglicherweise immer noch „amorphe und nichtstandardisierte“ Hamburger essen. Die Idee der Fleischbrötchen-Fließbandproduktion wurde 1948 im kalifornischen San Bernardino geboren. Richard und sein Bruder Maurice, genannt „Mac“, modernisierten damals ihren Barbecue- Imbiß, reduzierten die Speisekarte von 25 auf 9 standardisierte Produkte, bauten einen großen Parkplatz vor dem Selbstbedienungsrestaurant – und machten ihren Reibach. Sieben weitere Restaurants dieser Art gründeten sie.

Dann, an einem Tag des Jahres 1954, bekamen sie Besuch. Ein Generalvertreter für spezielle Milkshake-Mixer wollte die Brüder treffen, die zu seinen besten Kunden zählten. Raymond Kroc erkannte sofort, daß der Imbiß anders war als damals in den USA üblich: sauber, schnell, preiswert, kinderfreundlich, und vor allem gab es da diese wunderbare Hamburger-Massenproduktion.

Tags darauf kam der damals schon 52jährige wieder und überredete die McDonald-Brüder zu einem Geschäft: Er würde die Lizenz für das Imbiß-System an Kleinunternehmer, sogenannte Franchise-Nehmer, weiterverkaufen, für 950 Dollar pro Restaurant plus Gewinnbeteiligung für ihn und die Brüder. Die schlugen ein. Wenige Jahre später kaufte ihnen Kroc für 2,7 Millionen Dollar ihre Anteile komplett ab.

Kroc gründete die McDonald's Corp. und eröffnete 1955 sein erstes Restaurant in Des Plaines bei Chicago. „In einer Welt, die sich schnell veränderte, stand McDonald's für Stabilität“, erklärt die amerikanische Journalistin Penny Ward Moser den Erfolg. „Schnelles Essen, saubere Klos“, faßt sie das Rezept zusammen. Inzwischen gibt es in 111 Ländern rund 23.300 McDonald's-Restaurants – wie viele genau, ist nicht festzustellen, weil im Schnitt alle fünf Stunden eines hinzukommt. Als 1990 in Moskau das erste McDonald's seine Türen öffnete, standen 30.000 Menschen Schlange.

In den USA hat McDonald's bereits die christlichen Kirchen überholt: Die knallgelben M-Bögen, die Richard McDonald selbst entworfen hatte, sind dort laut einer Umfrage ein bekannteres Symbol als das Kreuz.

Wie sehr McDonald's die Sprache bereicherte, läßt sich überhaupt nicht absehen. Für die schlechte Bezahlung der Angestellten – in Deutschland arbeiten ein Drittel sozialversicherungsfrei auf 610-Mark-Basis – und das Bemühen des Konzerns, die Gewerkschaft fernzuhalten, gab es bald den Namen McJobs. McLibel (McVerleumdung) bezeichnete den Kampf von McGoliath gegen McDavid: eine Klage, die McDonald's gegen zwei Umweltschützer anstrengte.

Zwar gewannen die Hamburgerbrater das Verfahren im Prinzip. So sei es nicht richtig, daß sie ihren Rindfleischbedarf unter Zerstörung der Regenwälder deckten und schwarze Angestellte diskriminierten. Aber das Gericht bestätigte in aller Öffentlichkeit, daß Tiere für McDonald's-Fleischprodukte gequält werden, daß die Niedrigstlöhne für die McJobs auf die Löhne in der ganzen Gastronomie-Branche drücken und daß der übermäßige Hamburger- und Frittenverzehr ungesund ist. Man spricht dann auch vom McInfarkt. Nicola Liebert