Das Portrait
: Der kluge Parteireformer

■ Tetsuzo Fuwa

Gibt Japans Kommunistenchef Tetsuzo Fuwa derzeit ein Interview, dann fordert er die Auflösung des mächtigen Unterhauses und ruft nach Neuwahlen. Dann nämlich, sagt Fuwa, käme die bei den Oberhauswahlen am vergangenen Sonntag erstarkte Opposition zum Zuge und könnte Japan aus seiner tiefsten Wirtschaftskrise nach dem Zweiten Weltkrieg führen. Mehr als 8 Millionen oder fast 20 Prozent wählten am Sonntag einen KP-Abgeordneten. Die KPJ verdreifachte die Zahl ihrer Senatssitze auf 18. Damit führt der 68jährige Fuwa die drittgrößte Kraft im Senat und kann nun aktiv in der Budgetplanung mitreden. Nach 45 Jahren Parteiarbeit ist dies Fuwas größter Erfolg. Der promovierte Physiker von der Tokio-Universität galt schon lange als der klügste Kopf unter Japans Politikern.

Als Fuwa 1953 in die KPJ eintrat, war sie das schwarze Schaf unter Japans Parteien. Während des Kalten Kriegs wurde die KP nur noch von linksgerichteten Gewerkschaften und der Intelligenzija unterstützt. Als 34jähriger wurde Fuwa ins Zentralkommittee gewählt. Dort betreute er die internationale Abteilung und wurde 1970 als Generalsekretär zur rechten Hand des langjährigen Parteichefs Kenji Miyamoto. Die KPJ schien sich mit dem Schicksal einer intellektuellen Minderheitspartei abzufinden und verknöcherte.

Erst eine vernichtende Wahlschlappe 1989, als die große Wende in Osteuropa begann, schreckte die KP- Führung aus ihrer Lethargie. Fuwa wurde ZK-Vorsitzender und erhielt den Auftrag, die 75jährige Partei rundum zu erneuern. Er wandelte sie schrittweise in eine Partei mit sozialdemokratischen Zügen um. Die KP nahm Abschied von ihrer Verstaatlichungstheorie und initiierte lokale Wirtschaftsförderprogramme für Kleinbetriebe. Umweltprobleme und Frauenfragen wurden zu Prioritäten, der Kampf gegen Japans Armee und den Sicherheitspakt mit den USA rückte in den Hintergrund.

Fuwas KP bietet damit eine Alternative zu sämtlichen Parteien der 90er Jahre. Inzwischen ist die KPJ mit 4.089 Abgeordneten die stärkste Partei auf kommunaler Ebene und gilt als möglicher Koalitionspartner für eine künftige „LDP-freie“ Regierung. Tetsuzo Fuwas Aussichten, gar irgendwann als japanischer Premier gefeiert zu werden, sind seit Sonntag sprunghaft gestiegen. André Kunz