Razzia bei Partei im Kosovo

■ Serben beschlagnahmen Dokumente und stören Parlamentsversammlung der Albaner

Priština/Tirana (AP/dpa) – Die serbische Polizei hat gestern im Kosovo eine Razzia im Hauptquartier der größten Albaner-Partei unternommen. Die 30 Beamten beschlagnahmten dabei sämtliche Unterlagen, die sie sich in der Parteizentrale des Demokratischen Bundes des Kosovos (LDK) in Priština befanden. Parteichef Ibrahim Rugova, der Führer der Kosovo- Albaner, befand sich während der Aktion im Hause.

Die Generalsekretärin der Partei, Nekibe Kelmendi, sagte, die Aktion sei ohne Gewalt vonstatten gegangen. Die 20 uniformierten und bewaffneten und zehn zivilen Beamten hätten lediglich ultimativ die Herausgabe der Akten gefordert und seien nach einer halben Stunde wieder gegangen. Festgenommen worden sei niemand.

Zuvor war das Parlament der Kosovo-Albaner, das am 22. März in einer von Serbien nicht anerkannten Wahl gewählt worden war, zu seiner konstituierenden Sitzung zusammengetreten. Nach Angaben von Augenzeugen drangen serbische Polizisten in das Haus in Priština ein, und lösten die Versammlung auf.

Unterdessen warnte das US- Verteidigungsministerium die Kosovo-Albaner, auf ein militärische Eingreifen der Nato zu spekulieren. Das Bündnis sei noch weit davon entfernt, militärisch in den Konflikt einzugreifen, erklärten ranghohe Vertreter des Ministeriums am Mittwoch. Ein Engagement der Nato sei erst dann vorstellbar, wenn das Ausmaß der Greueltaten eine nicht mehr zu tolerierende Ebene erreicht habe.

Die albanische Polizei hat nach eigenen Angaben einen Mordanschlag auf den albanischen Ministerpräsidenten Fatos Nano verhindert. Wie das Innenministerium gestern mitteilte, wurde der Verdächtige am Dienstag abend im Garten von Nanos Villa festgenommen. Es handele sich um einen 19jährigen Flüchtling aus dem Kosovo, der zuletzt in Belgrad wohnte. Das Ministerium gab nicht bekannt, ob der Kosovo-Albaner bewaffnet war.