Streit in der Licht-Oase

■ Warum es keinen Kaffee gibt im Biergarten und Cafe des Licht- und Luft-Bades

Mitten in Bremen, am linken Weserufer zwischen dem Pumpenhaus und dem Café Sand, ist der Punkt der Ruhe. Ein hoher, alter Baumbestand spendet Schatten, ein Holzzaun schirmt den Ort gegen lästige Blicke und gegen alle Geschäftemacher und Vandalen dieser Welt ab.

„Hier kann man einfach alles fallen lassen und so richtig entspannen“, schwärmt Karin Stieringer über das Licht und Luft-Bad. Sie ist die Vorsitzende des „Vereins Prießnitz in Bremen e.V.“, so heißt der Trägerverein. Prießnitz war ein Naturheilkundler. Anfang des 19. Jahrhunderts entwickelte er eine „Kaltwasser-Heilmethode“.

Auf ihn beruft sich der Verein, der auf eine 100jährige Geschichte zurückblicken kann. Heute wie in den Anfängen kann man im Licht- und Luft-Bad eben Licht und Luft genießen und das auch, wenn man möchte, an den Körper lassen – streng mit Hecken gegen Blicke abgeschirmt gibt es einen „Freikörper-Bereich“ für Männlein und einen für Weiblein, „Damenbad“ und „Herrenbad“ genannt „wie in alten Zeiten“. Der Verein verteidigt diese Tradition: „Hier kann man in Ruhe alt werden und sich dennoch sonnen“, sagt Karin Stieringer.

Nur eine Tasse Tee, die gibt es inzwischen nicht mehr. Das Café ist seit dem vergangenen Sommer geschlossen. Pächter Detlef Dietrich hatte ohne Genehmigung die kleine Gastronomie eingerichtet, aber das Bauordnungsamt hätte vermutlich nie etwas gehört von dem Treiben an dem stillen Ort. Einen Hinweis bekam die Behörde dann gezielt, als der Pächter die Gunst der Lage erkannte, ein Schild „Biergarten“ anbrachte und einen „Tanz in den Mai“ ankündigte.

Der Verein kündigte den Pachtvertrag fristgemäß – zum Jahre 2000. So sind eben die Fristen in dem außerhalb der rauhen Sitten des Marktes geschaffenen Licht- und Luft-Bad. Dietrich muß auch keine feste Pacht zahlen, nur 1,5 Prozen des Umsatzes. Und der Umsatz war bisher eher mager, im Moment ist er null. .

Die fristgemäße Kündigung zum Jahre 2000 will der Päcter nicht akzeptieren, „schließlich habe ich ja mehrere 10.000 Mark investiert“, sagt er zur taz. Er findet das Licht- und Luft-Bad ebenfalls „phänomenal“, wenn auch aus anderen Gründen. Und da er keine Pacht zahlen muß, hat er viel Zeit.

Der Verein allerdings muß traditionell eine Pacht zahlen, wenn auch eine geringe. Für das 20.000 Quadratmeter große Gelände in bester Lage direkt neben dem Café Sand will die Stadtgemeinde 3.000 Mark im Jahr haben. Das bringen die 160 Mitglieder des Vereins jedes Jahr auf.

Danach sind die frische Luft draußen und das Licht umsonst. Wie ein kollektiver Kleingarten wird das Areal in Eigenarbeit gehegt und gepflegt.

Natürlich könnte sich der Beirat Neustadt eine andere Verwendung für das Areal vorstellen, „Stadt am Fluß“ könnte hier lebendig werden für eine breitere Öffentlichkeit, sagt Ortsamtsleiter Fischer. Aber Druck machen will er nicht, Ideen gibt es nur für den Fall, daß der Verein sich selbst auflöst.

Der Verein ist allerdings erheblich älter als der Ortsamtsleiter und das Ortsamt und es könnte sein, daß er still und zäh beide überlebt. Der ruhige Ort lebt davon, daß nicht zuviel Wirbel darum gemacht wird. Man bringt sich eben Thermoskanne und Tupper-Kasten wie zum Picknick mit. stoe/ K.W.