Ullrich: Tour bleibt schön

■ Festina-Chef und -Arzt müssen zum Verhör nach Lille - Cipollini wird erneut Etappensieger

Brive/Paris (dpa) – Bruno Roussel, der vorerst abgelöste Chef des Festina-Teams bei der Tour de France, und Team-Arzt Eric Ryckaert sind gestern von Cholet im Westen Frankreichs nach Lille im Norden gebracht worden. Dort sollen sie von der Staatsanwaltschaft zum Doping- Vorfall um das Festina-Team gehört werden und voraussichtlich dem Masseur des Teams gegenübergestellt werden, der vor gut einer Woche mit Doping-Mitteln festgenommen worden war und nahe von Lille inhaftiert ist. In dem Materialwagen von Festina waren zwischen 400 und 800 Ampullen mit muskelaufbauendem Anabolika sowie dem Hormon Erythroipietin (EPO) gefunden worden. Masseur Voet hatte erklärt, er habe die Doping-Mittel in der Schweiz und in Deutschland im Auftrag des Teams besorgt.

Gegen Roussel und Ryckaert wird nach einem Bericht der französischen Zeitung Le Parisien seit einem Jahr auch in Belgien ermittelt. Danach soll der Mediziner bei einem Apotheker in Gent EPO bestellt und Roussel soll es bezahlt haben.

Wie die französische Zeitung Le Parisien am Freitag berichtete, könnten Roussel und Ryckaert auch im belgischen Heimatort des Arztes in eine Doping-Affäre verwickelt sein. Ein Apotheker soll für den Arzt größere Mengen eines Doping-Mittels beschafft haben. Roussel werde verdächtigt, sie bezahlt zu haben. Diese Ermittlungen dauerten seit längerem an.

Während nun auch der französische Regierungschef Lionel Jospin fordert, in die Sache müsse „Licht gebracht werden“, versucht Jan Ullrich den Kopf für das heutige Zeitfahren freizuhalten. Der Tour- Sieger des Vorjahres liegt nach der gestrigen 6. Etappe (204,5 km von La Chartre nach Brive-la-Gaillarde) 1:24 min hinter dem Spitzenreiter Stuart O'Grady (Australien) auf Rang 22. Telekom-Kollege Erik Zabel hatte gestern den Spurt zu früh angezogen und hatte keine Chance gegen Sprintkonkurrent Mario Cipollini (Italien), der damit bereits den zweiten Sieg in Folge und achten Etappensieg überhaupt landete. Zabel fünfter und behielt sein Grünes Trikot, hat aber weiter Probleme mit der Endgeschwindigkeit.

Jan Ullrich mag sich mit dem Thema Doping gar nicht beschäftigen: „Die Tour bleibt das schönste und wichtigste Rennen der Welt. Ich gucke weder fern, noch lese ich hier Zeitungen, deshalb kenne ich die genauen Hintergründe nicht.“

Die heutigen 58 Kilometer von Meyrignac L'Eglise nach Correze sind für die Startnummer eins und die anderen Favoriten eine erste Standortbestimmung. „Bisher bin ich mit meiner Form zufrieden. Die Beine sind gut“, sagt Ullrich.