Lohn für Qualifizierung

■ Weyburn Bartel: Arbeitsplätze bis 1999 gesichert. IG Metall bläst Streik ab

Überraschende Wende im Konflikt um die Schließung des Rellinger Nockenwellenbetriebs Weyburn Bartel. Die für heute geplante Urabstimmung zur Durchsetzung eines Ergänzungstarifvertrags „Qualifizierungsgesellschaft“ ist von der Gewerkschaft IG Metall vorerst abgeblasen worden. Grund: Die Konzernmutter Federal Mogul hat den 90 MitarbeiterInnen eine Weiterbeschäftigung in Qualifizierungsmaßnahmen bis Ende 1999 angeboten.

Die zum Ende dieses Jahres angedrohte Betriebsschließung ist nun um ein Jahr verschoben worden. Bis zu diesem Zeitpunkt wird allen 90 MitarbeiterInnen weiterhin der volle Lohn gezahlt, obwohl die Produktion ab Ende September 98 ruhen wird. Für die arbeitslosen Nichtarbeitslosen bietet der Konzern umfassende Weiterbildungsprogramme in den konzerneigenen Schulungs- und Multimediazentren an.

Überdies stellt Federal Mogul dem Betriebsrat acht Millionen Mark aus dem Sozialplan zur Verfügung, die nach 1999 für weitere Qualifizierungen genutzt werden können, falls noch Mitarbeiter ohne Job sind. Haben alle neue Arbeit gefunden, wird das Geld in Abfindungen ausgeschüttet.

Das Volumen der Vereinbarung von rund 25 Millionen Mark geht weit über die Forderungen der IG Metall hinaus. Diese hatte die Gründung einer Qualifizierungsgesellschaft verlangt, die zum größten Teil aus Kurzarbeitergeld finanziert würde. Der Konzern hätte die Gehälter bei „Kurzarbeit Null“ auf 90 Prozent des Nettolohnes aufstocken sowie die materielle Ausstattung der Gesellschaft gewährleisten müssen.

„Ohne den Druck der Belegschaft und den Beschluß zur Urabstimmung über einen Streik für den Haustarifvertrag wären wir nie so weit gekommen“, freut sich IG Metall-Sekretär Uwe Zabel über den Erfolg. „Der Konzern wollte um jeden Preis eine Qualifizierungsgesellschaft verhindern und hat nun eine betriebsinterne Lösung vorgezogen.“ Kai von Appen