Zu spät für gesponsorte Reisen

■ Zuschüsse für Jugendreisen sind vergeben / Kurzentschlossene gehen leer aus

Der Bremer Jugendring schlägt Alarm: „Pech gehabt. Bedürftige Bremer Kinder und Jugendliche können nicht mehr verreisen“. Wenige Tage vor Beginn der sommerlichen Ferienreisen für Kinder und Jugendliche sind die öffentlichen Zuschüsse vergeben. Einige Dutzend Jugendliche, die sich spät anmelden wollten, müssen zu Hause bleiben, wenn sie den Trip nach Frankreich, Holland oder an die Nordseeküste nicht vollständig aus eigener Tasche bezahlen können.

Doch die Kritik des Jugendrings ist grundsätzlich und richtet sich dagegen, daß es angesichts wachsender Armut von Kindern und Jugendlichen auch in Bremen nicht genügend Geld gibt, damit alle Zuschußberechtigten verreisen können. Denn das Verfahren der Geldvergabe ist in diesem Jahr umgestellt worden, und eigentlich finden alle die Reform gelungen. Allein kleinere Reiseanbieter könnten Probleme mit den neuen Regularien bekommen, heißt es. So befürchtet die Naturfreundejugend „ein finanzielles Fiasko“. Noch seien Plätze frei, die aber mangels Zuschüssen für die TeilnehmerInnen nicht besetzt werden könnten. So bleibe der Verband auf den Kosten sitzen.

„Irgendwann ist das Geld halt weg“, sagt Dr. Heidemarie Rose. Die Leiterin der Obersten Landesjugendbehörde steht in Personalunion auch der Bremer Daniel-Schnakenberg-Stiftung vor, die neuerdings Zuschüsse für Jugendreisen vergibt. Mit einem Vertrag hat sich Jugendsenatorin Christine Wischer (SPD) verpflichtet, jährlich 240.000 Mark für Familien- und Jugenderholung an die Stiftung zu zahlen, die ihrerseits 170.000 Mark aufbringt. Diese 410.000 Mark werden dann geteilt in Reisezuschüsse für Familien (175.000 Mark) und für Gruppenreisen von Kindern und Jugendlichen bis 17 Jahren (235.000 Mark). Durch diesen Vertrag habe man die „Kinder- und Jugenderholung gegen künftige Kürzungsrunden abgesichert“, sagt Dr. Rose. Gefördert werden Reisen nun auch schon ab zehn Tagen Dauer mit maximal 50 Mark pro Tag. Die Träger müssen selber die Bedürftigkeit der Eltern abfragen und dann gesammelt Zuschüsse beantragen. Einige kleinere Jugendverbände hatten damit offenbar Probleme. Wieviele Jugendliche gefördert werden, kann zur Zeit noch niemand sagen. Im vergangenen Jahr waren es 722.

Die Reiseveranstalter hätten „frühzeitig“ gewußt, wieviel Geld zur Verfügung stehen würde, betonen Vertreter der Stiftung. Hektik sei entstanden, weil der Jugendhilfeausschuß erst Ende Mai das neue Verfahren abgesegnet hatte.

Große Organisationen wie die Arbeiterwohlfahrt, mit der 200 Kinder- und Jugendliche reisen, sind mit der Neuordnung sehr zufrieden, obwohl es „früher mehr Geld für Jugendreisen gab“, wie Referent Klaus Westing bestätigt. Mit dem maximalem Zuschuß von höchstens 80 Prozent vom Reisepreis könnten etwa Alleinerziehende mit Netto-Einkommen unter 2.100 Mark rechnen, bis 2.900 Mark gebe es immer noch zehn Prozent. Vierköpfige Familien bekommen Zuschüsse bis zu einem Einkommen von 5.000 Mark.

Warum wird die Förderung nicht auf wirklich Arme konzentriert? „Wir wollen keine Inselpädagogik“, sagt Westing. Wenn die soziale Mischung in einer Reisegruppe nicht stimme, „kann die Maßnahme ganz schnell kippen“. jof