Grillwürstchen aus der juristischen Grauzone befreit

■ Im Tiergarten darf jetzt offiziell gegrillt werden – aber nur auf ausgewiesenen Plätzen

Bisher war das Grillen im Tiergarten nur geduldet, künftig ist es auf bestimmten Wiesen offiziell erlaubt. „Man muß die unterschiedliche Nutzung des Tiergartens akzeptieren“, erklärte Umweltsenator Peter Strieder (SPD) am Samstag auf einer gemeinsamen Pressekonferenz mit Tiergartens Baustadtrat Horst Porath (SPD) und dem Sprecher des Türkischen Bunds, Safter Çinar.

Das Gebiet, in dem das Grillen in Zukunft gestattet ist, liegt zwischen John-Foster-Dulles-Allee, Spreeweg, Großer Querallee und Straße des 17.Juni. Es ist auf einer Infotafel im Tiergarten als Grillgebiet eingezeichnet. „Das sind etwa zehn Prozent der Fläche des Tiergartens“, sagte Porath.

Es sei mit der zuständigen Polizeidirektion abgesprochen, Grillfreunde in anderen Bereichen des Tiergartens freundlich auf das Grillgebiet hinzuweisen. Damit so wenig wie möglich an Abfall und Müll auf den Wiesen liegenbleibt, habe man zusätzliche Müllcontainer und Behälter für heiße Asche aufgestellt.

Damit die Grillwurstregelung nicht an sprachlichen Schwierigkeiten scheitert, werden in Zukunft zweisprachige Infoblätter auf deutsch und türkisch verteilt. Der Türkische Bund unterstützt die Infoaktion. Çinar sagte, er sei die Argumentation vor allem von CDU-Politikern leid, die Türken dürften sich nicht in der Mitte von Deutschlands Hauptstadt ausbreiten. Glücklicherweise habe sich Stadtrat Porath von Anfang an gegen diese Diskussion verwahrt. „Deshalb müssen wir aber mit der Anlage pfleglich umgehen“, so Çinar.

Porath verurteilte vor allem die „Scheinheiligkeit der CDU“. Einerseits zeige eine Broschüre der Senatskanzlei den Regierenden Bürgermeister Eberhard Diepgen mit grillenden Menschen im Tiergarten, andererseits wolle „die gleiche CDU hier Menschen diskriminieren“. Es sei ein Vorurteil, daß ausschließlich Türken im Tiergarten ihre Würstchen brieten. „Hier grillt der breite Durchschnitt der Berliner Bevölkerung“, betonte Porath.

Umweltschonendes Verhalten bekämen die Kinder ihres Bezirks schon in der Schule vermittelt, betonte die grüne Schulstadträtin von Tiergarten, Elisa Rodé. Als leidenschaftliche Bergsteigerin plädiere sie dafür, mit dem Müll im Tiergarten so umzugehen, wie es in den Alpen üblich sei: „Jeder nimmt seinen Müll wieder mit hinunter.“ Auch Umweltsenator Strieder mahnte zur Rücksichtnahme. Es müsse „hinterher nicht immer aussehen wie Sau“.

Von den Infoblättern wurden die Politiker am ersten Tag noch nicht so viele los. Um die Mittagszeit war gerade mal eine grillende Familie in Sichtweite. Deshalb bedienten sich Strieder, Porath und Rodé erst einmal am Grill des Türkischen Bunds. Strieder ließ sich sogar zu einem pressewirksamen Fußballkick mit dem Geschäftsführer des Türkischen Bunds, Kenan Kolat, ein. Was der Senator übersah: „Ballspielen verboten“, mahnte hinter ihm ein Schild. Susanne Sitzler