Wohnen wie in Untersuchungshaft

■ Die Schließung der Tonndorfer Jugendvilla war richtig, findet die GAL. Jetzt müsse nur noch das Geld anders verteilt werden

Die GAL hat gestern die Entscheidung des Senats begrüßt, künftig Jugendliche, die zur Vermeidung der Untersuchungshaft betreut werden sollen, nicht mehr zentral in einer Wohnung unterzubringen. Als Sofortmaßnahme nach dem Mord von Tonndorf wurde die dortige Jugendvilla bereits aufgelöst.

Während der Senat sich jedoch für zwei neue Unterkünfte in der Stadt aussprach, schweben der jugendpolitischen Sprecherin der Grünen, Sabine Steffen, noch weitere Standorte vor. „Konzentriert man mehrere Jungen in einer Wohnung, hat das einen ähnlichen Effekt wie die U-Haft.“

Langfristig möchte die GAL die Welt auf den Kopf stellen – zumindest in der Jugendpolitik. Zur Zeit werde zehn Mal mehr Geld dafür ausgegeben, einzelnen Kids zu helfen als für präventive niedrigschwellige Angebote wie Jugendzentren, so Steffen. Ihr Ziel sei, das umzukehren. „Je stabiler die Basis, desto weniger wird eine individuelle Hilfeleistung erforderlich sein“, sagte sie mit Blick auf die aktuelle Diskussion um Jugendkriminalität.

Derzeit investiere Hamburg nur rund 40 Millionen im Jahr für allgemein zugängliche Angebote wie Häuser der Jugend, Bauspielplätze und Clubs. 600 Millionen stünden der „institutionalisierten Beratung“, zur Verfügung, und über 240 Millionen Mark verfüge schließlich das „individuelle Hilfesystem“. Rund 5000 Jugendliche werden einzeln betreut.

„Die Ressourcen müssen anders verteilt werden“, so Steffen. Schon die ErzieherInnen in Jugendclubs sollten sich um auffällige Kids kümmern können, ohne erst über das Amt für soziale Dienste fremde Hilfe beantragen zu müssen. Außerdem dürfe im präventiven Bereich im Haushalt der kommenden Jahre nicht gekürzt werden. ee