Bezirk ruft zu Spenden für Mahnmal auf

■ Charlottenburgs Bürgermeisterin will an Deserteure erinnern, die in den letzten Monaten des Zweiten Weltkriegs an der Murellenschlucht hinter der Waldbühne ermordet wurden

Zu einer Spendenaktion für das geplante Mahnmal in der Charlottenburger Murellenschlucht hat Bezirksbürgermeisterin Monika Wissel (SPD) aufgerufen. An dem Ort hinter der Waldbühne waren in den letzten Monaten des Zweiten Weltkriegs über 200 Wehrmachtsangehörige wegen Desertion, „Wehrkraftzersetzung“ und Plünderungen erschossen worden.

Am gestrigen Jahrestag des 20. Juli 1944 stellte Wissel der Öffentlichkeit den Entwurf eines Mahnmals vor, das an diese weniger prominenten Vertreter der Widerstandsgeschichte erinnern soll. Dem von den Architekten Wolfgang Göschel und Joachim von Rosenberg sowie dem Historiker Hans-Norbert Burkert bisher ohne Bezahlung erarbeiteten Entwurf stimmte die BVV Charlottenburg im Dezember 1997 zu. Die CDU setzte jedoch durch, daß für das Mahnmal keine bezirklichen Mittel verwendet werden können. Gespräche mit Senatsdienststellen ergaben zwar überall eine große Zustimmung zu dem Entwurf, jedoch keine Aussicht auf finanzielle Unterstützung.

Das 400.000 Mark teure Mahnmal soll nun mit Hilfe von Sponsoren errichtet werden. Die Arbeitsgruppe Murellenschlucht/Olympiagelände der evangelischen Kreissynode Charlottenburg, die sich seit Jahren für die Errichtung des Mahnmals engagiert, hat einen Brief an potentielle Sponsoren entworfen: an Parteienstiftungen, Deserteurverbände, Charlottenburger Betriebe und interessierte Privatleute. Baustadträtin Beate Profé sieht jedoch Bund und Land in der Verantwortung. Schließlich habe es sich nicht um eine Erschießungsstätte des Bezirks gehandelt.

Die Gedenkstätte soll aus drei Teilen bestehen, die durch Wanderwege verbunden sind. Am Eingang der Waldbühne sollen drei sechs Meter hohe Stahlträger die drei hölzernen Erschießungpfähle symbolisieren, an die die Verurteilten gefesselt wurden. Auf einer zwei mal drei Meter großen Edelstahltafel sollen drei exemplarische Kurzbiographien von Erschossenen, deren Porträts und ein Erläuterungstext eingeätzt werden. Auch eine durch den Historiker Dr. Norbert Haase erarbeitete Liste von 223 namentlich bekannten Opfern soll, wenn die Angehörigen das wollen, dort zu lesen sein. Da der Ort des ehemaligen Erschießungsplatzes für die Öffentlichkeit unzugänglich auf einem heute von der Polizei genutzten Gelände liegt, sollen an der Stelle mit der besten Einblicksmöglichkeit drei Stahltafeln eine Lageplanskizze und Augenzeugenberichte enthalten. Andrea Dech

Spendenkonto für das Mahnmal: Berliner Bank, Kto.-Nr. 0355129600, BLZ 100 200 00, Stichwort „Murellenschlucht“