Mit der BIG auf Du und Du
: McKinsey – und alle warten auf die Folgen

■ Perschau: Personalrat bremst noch / Trüpel: Alte Eminenzen in neuen Posten

„Wir sind im Zeitplan“, mit dieser Erfolgsmeldung eröffnete Finanzsenator Hartmut Perschau gestern die Vorstellung des zweiten Zwischenberichts zur Reform von Wirtschaftsförderung und der Kulturförderung, die im vergangenen Jahr mit einem 4,2 Millionen Mark teuren McKinsey-Gutachten in Gang gesetzt worden war. Dachgesellschaft und „Holding“ aller Aktivitäten soll die „Bremer Investitionsgesellschaft“ werden, abgekürzt „BIG“. Adresse der BIG ist allerdings derzeit noch „irgendwo in Bremen“, wie es im Kopf des Vertrages zwischen der Stadtgemeinde und der BIG heißt.

Auch ohne Sitz hat die BIG seit dem 1. Juli einen Chef: Für 241.000 Mark hat eine Hamburger Personalmanagement-Gesellschaft den Senatsrat Ulrich Keller, Mitglied der Lenkungsgruppe des McKinsey-Prozesses und Leiter einer beim Finanzsenator zur Streichung anstehenden Abteilung, als den geeigneten Kandidaten herausgefunden. „Neben“-Geschäftsführer wird Jürgen Holtermann, Abteilungsleiter aus der Senatskanzlei und auch Mitglied der „Lenkungsgruppe“.

Während einzelne Strukturfragen offen sind und der Personalrat noch „Bremsversuche“ (Perschau) unternimmt, sind also die Spitzen-Personalfragen geklärt. „Die Mannschaft steht“, freute sich denn auch der Finanzsenator. „Ja“, erwiderte die Oppositionspolitikerin Helga Trüpel (Grüne) in der Debatte – „es ist die alte". Die Berater von McKinsey hatten die bisherigen Abläufe in der bremischen Verwaltung heftig kritisiert, „etwas frischer Wind“ in der personellen Besetzung wäre gut gewesen, meinte Trüpel, aber „die alten grauen Eminenzen behalten die Fäden in der Hand.“ Nur die parlamentarische Kontrolle soll gemindert werden. Eine detaillierte Haushalts-Aufstellung forderte Helga Trüpel, damit das Parlament wenigstens im Groben auf die Verwendung des Steuergeldes Einfluß haben. Cornelia Wiedemeyer (SPD) forderte, ein Wirtschaftsausschuß müsse „Controlling“-Berichte verlangen.

Daß die Förder-Strukturen keineswegs so verändert werden, wie McKinsey gefordert hatte, versicherte Carmen Emigholz (SPD), die kulturpolitische Sprecherin der SPD. Da waren sich alle Parteien einig geworden, daß man Kultuirförderung nicht nach Marktkriterien organisieren darf.

Nicht McKinsey folgen will diese Koalition auch in der Frage der Hafen-Wirtschaftsförderung. Die „Hafengesellschaft“ bleibt getrennt von der allgemeinen Wirtschaftspolitik, wird aber so gestaltet, daß beide „unter einer politischen Führung zusammengefaßt werden können“, spielte Perschau auf die Streichung des Postens des Häfensenators nach den nächsten Wahlen an. Trotz der McKinsey- Kritik bleibt auch bei der „BBI“ alles beim alten.

Als eigene Firma bleibt auch die technologieorientierte Wirtschaftsförderung erhalten. In Bremerhaven sollen die beiden bisherigen Geschäftsführer von Fischereihafen-Gesellschaft und Tourismus-Förderung, Winninger und Goess, die neuen Geschäftsführer der „Bremerhavener Gesellschaft für Investitionsförderung und Stadtentwicklung“ (BIS) werden, Jürgen Adelmann von der Bremer Wirtschaftsbehörde wird „nebenamtlicher“ Geschäftsführer. Da die Bremerhavener CDU diese drei Personen dem SPD-Lager zuordnet, will sie auch einen Geschäftsführerposten haben - eine vierte Geschäftsführer-Stelle wird ausgeschrieben. K.W.