Von Bonn nach Bonn nach Berlin nach Berlin

■ Der Regierungsumzug hängt an vielen Details. Eins ist der Ausgang der Bundestagswahl

Wenn sich Roger Cloes die Arbeit des kommenden Jahres vorstellt, dann treten ihm im klimatisierten Raum kleine Schweißperlen auf die Stirn. Der Leiter der Projektgruppe, die den Bundestagsumzug von Bonn nach Berlin plant, ist sich völlig klar: „Wenn sich in unserer Planung ein Punkt ändert, dann fallen die anderen Punkte wie Dominosteine.“

Es wird sich etwas ändern. Und zwar ständig. 5.300 Menschen ziehen mit dem Bundestag in die neue Hauptstadt – Abgeordnete, Sekretäre, Ausschußmitarbeiter, Saaldiener, Stenografen, Techniker. Dazu kommen Akten, Bibliothek, Archive, Druckerei, Kommunikationstechnik und natürlich Möbel.

Hochkompliziert nennt Cloes die Vorbereitungen. Die Sommerpause des Parlaments 1999 wird zum Knackpunkt des Umzugs: Hier bewegt sich innerhalb kürzester Zeit eine Karawane von mehr als 4.000 Leuten. Schon im April ziehen zwischen 50 und 100 Leute um, die das Reichstagsgebäude nach einem zweimonatigen Probebetrieb dann für die Bundesversammlung am 23. Mai und die Feier zum 50jährigen Bestehen der Republik flottmachen.

Kompliziert wird der Umzug vor allem deshalb, weil ein Teil der Mitarbeiter in Bonn bleibt und weil viele in Berlin erstmal in Übergangsbüros ziehen. Denn die Parlamentsneubauten im Spreebogen werden erst nach und nach fertig. Gleichzeitig müssen etliche der 55 Gebäude in Bonn schnell freigemacht werden – entweder weil sie teure Miete kosten oder weil neue Nutzer wie das Bundeskartellamt einziehen. Wer Pech hat, zieht bis zu viermal um: zweimal in Bonn, einmal nach Berlin und noch einmal in der Hauptstadt. „Das sind aber Extremfälle“, sagte Cloes.

Eine weitere Unwägbarkeit ist die Bundestagswahl am 27. September. „Wir machen jetzt nur eine Als-ob-Planung“, sagt Cloes. Denn mit der Verteilung der Sitze steht und fällt auch die Anzahl der jeweiligen Mitarbeiter und womöglich die Auswahl der Immobilien. Der Teufel steckt auch bei dieser Planung im Detail. Da stellen sich Fragen wie die, ob Lasten- und Personenaufzüge existieren, welche Auswirkungen dies auf die Dauer des Einladens hat oder ob die Möbelpacker ein alphanumerisches System auf den Kartons so verstehen, daß nachher in Berlin alles am richtigen Ort ist. Auch der Transportweg steht noch in den Sternen. „Man hat uns auf mögliche Schäden durch das Rangieren bei Bahncontainern aufmerksam gemacht“, sagt Cloes. Und die 1,1 Millionen Bände der Parlamentsbibliothek könnten beim Transport per Schiff durch Kondenswasser Schaden nehmen. Eine der ungeklärten Fragen ist auch die nach den Kosten für den Umzug. Auch Planer Cloes mag sich nicht festlegen: „Wir versuchen, unter einem zweistelligen Millionenbetrag zu bleiben.“ Katja Bauer/dpa